Der Architekt in seinem Büro an der Schlossergasse im Zürcher Oberdorf Fotos: Urs Walder

Berufung und Beharrlichkeit

Willi Egli (80) hat sich als Autodidakt in der Architekturszene etabliert, unter anderem mit fünf Kirchenbauten. Als argumentationsstarker Praktiker wirkte er in diversen Gestaltungskommissionen.

Seit frühen Jugendjahren wusste ich: Ich werde mal Häuser bauen. Ein Studium wäre mir viel zu umständlich gewesen. Ich wollte bauen. Bei Benedikt Huber habe ich eine aussergewöhnliche Ausbildung erfahren. Der Architekt stemmte die Redaktion der Zeitschrift ‹Werk› allein im 50-Prozent-Pensum. Bauzeichnerstift Willi schrieb Bildlegenden und machte Pläne publikationsreif. Unbrauchbare Blaupausen, zum Beispiel von Alvar Aalto, nahm ich übers Wochenende mit nach Hause, um sie neu zu zeichnen. So atmete ich den Wind der grossen Architektur. Nach den anschliessenden zwei Jahren in Ernst Gisels Büro kam mir die Erkenntnis, dass ich für ein Angestelltenverhältnis nicht geeignet war. Ich bearbeitete kleinere Aufträge, pflegte ein asketisches Leben und liess keine Wettbewerbsteilnahme aus. Dem Schicksal bin ich dankbar, in einem Land geboren zu sein, in dem auch eine autodidaktische Bildung zum Ziel führen kann. Neben vielen bekannten Kirchenbauern nahm ich am Wettbewerb für die Kirche Kloten teil. Ich war 22 Jahre jung und zeichnete viele 45-Grad-Winkel, wie das zu der Zeit Mode war. Ich gewann, musste aber, wie die drei anderen Platzierten auch, mein Projekt überarbeiten. Über den Erfolg konnte ich mich aber nicht wirklich freuen. Plötzlich fühlte ich mich nur noch als fleissiges Werkzeug des Zeitgeistes und fing mit vollem Risiko nochmals von vorn an. Der neue Entwurf hatte mit dem prämierten nichts mehr zu tun, weswegen mich die Jury bei der Vorstellung tadelte. Gewinnen liess sie mich trotzdem ein zweites Mal, denn sie erkannte die Klarheit des Entwurfs als folgerichtig – eine Klarheit, die fünfzig Jahre lang leider unsensibel gepflegt wurde. Eine entscheidende Rolle spielte vielleicht auch der Umstand, dass der unorthodoxe Ernst Gisel in der Jury sass. Dem Weckruf gefolgt Dieser Wettbewerb hatte eine einschneidende Bedeutung für mich. Er war wie ein Weckruf. Nun...
Berufung und Beharrlichkeit

Willi Egli (80) hat sich als Autodidakt in der Architekturszene etabliert, unter anderem mit fünf Kirchenbauten. Als argumentationsstarker Praktiker wirkte er in diversen Gestaltungskommissionen.

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