How is work? Auszug aus der Umfrage.

Die Arbeitskultur der Branche hinterfragen

Architektura und SIA haben einen Mustervertrag für das Praktikum im Architekturstudium erarbeitet. Die Projektbeteiligten erzählen, wie es dazu kam und laden zum kostenlosen Webinar.

Das Praktikum ist aus dem Architekturstudium nicht wegzudenken. Es bietet die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen, sich mit neuen Denkweisen auseinanderzusetzen, neue Kontakte zu knüpfen und einen Einblick in die Praxis zu erhalten. Es ist freigestellt, wo die je sechs Monate für das Bachelor- und Masterdiplom verbracht werden. Das bietet Chancen, wird aber auch immer wieder zum Gesprächsthema unter den Studierenden: Welche Büros bieten gute Praktikumsstellen, was beinhaltet ein Praktikum überhaupt und welcher Lohn kann verhandelt werden - all dies sind Fragen, welche die Studierenden rund um das Praktikum beschäftigen.

Das Projekt ‹How is work?›
Studierende sind nicht nur Lernende, sondern auch Teil der zukünftigen Baubranche. Gängige Arbeitskulturen dürfen darum hinterfragt werden und es ist wichtig, zeitgemässe Strukturen einzufordern. Aus diesem Grund initiierte Architektura, der Fachverein der Architekturstudierenden der ETH Zürich, das Projekt ‹How is work?›. In einem ersten Schritt wurde eine Umfrage in Umlauf gebracht, die ihren Schwerpunkt auf Fragen zu Lohn, Bürokultur und Überstunden legte. Innerhalb von drei Wochen wurden 144 Antworten gesammelt und im Anschluss ausgewertet. Am 7. April 2022 wurden Vertreter:innen des SIA zur öffentlichen Diskussion der Ergebnisse eingeladen.

Nach der Auswertung der Umfrage konnten einige Erkenntnisse gewonnen werden. So war für fast 70% der Teilnehmenden die Architektur des Büros ausschlaggebend bei der Stellensuche. Der durchschnittliche Lohn im Praktikum lag zwischen CHF 2’100 und CHF 2’700. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden erachteten den Lohn als angemessen für die geleistete Arbeit. Über 75% empfanden die Bürokultur als angenehm und hatten das Gefühl, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wurde. Jedoch hatte rund ein Drittel nie ein Mitarbeiter:innengespräch. 98% aller Teilnehmenden haben im Durchschnitt mindestens eine Überstunde pro Woche geleistet, 60% der Teilnehmenden 1.5 Stunden pro Arbeitstag. Überstunden wurden in 63% der Fälle 1:1 kompensiert.

Ausserdem wurden verknüpfte Schwerpunktauswertungen durchgeführt, auf welche genauer im Statement der Architektura eingegangen wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits Vieles gut funktioniert und Praktikumsstellen mit negativen Rahmenbedingungen in der Minderheit sind. Jedoch war der Konsens, dass immer noch sehr wenig Transparenz zu Rechten und Pflichten bezüglich Praktika herrscht. Der SIA hat deshalb gemeinsam mit Architektura einen Mustervertrag erarbeitet, welcher auf Missstände, die durch die Umfrageergebnisse und die Diskussion erkannt wurden, reagiert. Der Vertrag ist auf der Webseite der Architektura gemeinsam mit den Umfrageergebnissen einsehbar.

Die Zukunft unserer Arbeitskultur
Es liegt an uns Studierenden und an den Personen, die in der Praxis tätig sind, gängige Arbeitsstrukturen und die aktuelle Gehälter in der Architekturbranche kritisch zu hinterfragen. Mit der Veröffentlichung des Projektes ‹How is work?› setzen wir uns für einen Kulturwandel innerhalb der Branche ein. Wir unterstützen Transparenz in Bezug auf Überstunden und Bezahlung und stehen hinter einem kollaborativen Wissenstransfer durch adäquate Arbeitsbedingungen während der Praktika.

Um die Diskussion zu erweitern, findet am kommenden Montag, 14. November 2022, ein kostenloses Webinar zum Thema Praktikum statt, bei dem noch einmal auf die Rechte und Pflichten der Arbeitgeber:innen und Praktikant:innen eingegangen wird.

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