Schlusskritikfoto unserer Dreiergruppe. Von links nach rechts: Roger Mettler, Marie Sakkal, Dominik Caspar (Foto: Tiziana Landolt)

Vom Studium zur Arbeit

Zum Abschluss seines Studiums blickt Roger Mettler zurück auf sein berufsbegleitendes Architekturstudium an der OST. Dabei wagt er einen vorläufigen Abschied vom Studentendasein.

Endlich ist es geschafft! Nach einer vierjährigen, zugleich langen und wundervollen Studienzeit habe ich meinen ‹Bachelor of Arts› in Architektur erfolgreich abgeschlossen. Nun beginnt eine neue Phase in meinem Leben, in der ich weder eine Schule besuche noch mich auf eine vorbereite – aber mein erstes reguläres Gehalt bekomme. Bevor ich mich diesen neuen Herausforderungen zuwende, möchte ich noch einmal einen Blick zurückwerfen und die Zeit Revue passieren lassen, die nun ihren Abschluss findet. Der Grundstein für meinen Weg in die Architektur wurde bereits während meiner Oberstufenzeit gelegt, als der Wunsch entstand, eine Ausbildung zum Hochbauzeichner zu absolvieren. Da das Architekturbüro, in dem ich meine Lehre machen wollte, nur alle zwei Jahre einen Auszubildenden einstellte, entschied ich mich letzten Endes für die Kantonsschule. Acht Jahre und ein abgebrochenes BWL-Studium später, entdeckte ich schliesslich erneut mein Interesse am Bauen und Gestalten. Jetzt war ich auch bereit, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Ich entschied mich gegen ein Vollzeitstudium an einer Universität und für ein berufsbegleitendes Studium mit vorangegangenem Praktikum an der ArchitekturWerkstatt der OST.


Das erste Modell: ein Fantasiehaus als Übung während des Praktikums. (Foto: Roger Mettler)

Ein solches Praktikum ist für alle erforderlich, die keine verwandte Ausbildung im Baubereich absolviert haben. Anfangs stand ich dieser Verpflichtung etwas skeptisch gegenüber, bis ich das volle Ausmass der Arbeit eines Zeichners oder Architekten erahnen konnte und die damit verbundene Komplexität spürte. Zudem wurden Kenntnisse im Umgang mit CAD-Programmen und die Grundlagen der Zeichnerausbildung vorausgesetzt. Ohne dieses Praktikum wäre das Studium nur mit erheblichen Schwierigkeiten zu bewältigen gewesen. Die Erfahrungen aus dem Praktikum begleiteten mich nahtlos ins Studium. Mit meinem 60-Prozent-Pensum verbrachte ich immer noch viel Zeit in der Arbeitswelt und wurde allmählich an immer anspruchsvollere Aufgaben herangeführt. Im Verlauf von insgesamt fünf Jahren als Praktikant hatte ich das Privileg, an Projekten unterschiedlicher Grösse und Art in verschiedenen Phasen mitzuwirken.

Natürlich brachten das hohe Pensum und der ständige Wechsel zwischen Arbeit und Studium auch Nachteile mit sich. Es fiel mir manchmal schwer, nicht über die jeweils anderen Problemstellungen nachzudenken und die in der Architekturbranche ohnehin knappe Freizeit verkürzte sich durch die Teilzeit weiter. Demgegenüber stand immer der Mehrwert eines berufsbegleitenden Studiums. Ich erlernte den Arbeitsalltag, verdiente meinen Lebensunterhalt und konnte vom grossen Erfahrungsschatz meiner Mitarbeitenden profitieren. Auch die strukturierte Arbeitsumgebung im Büro empfand ich als äusserst wertvoll.


Die Modellbaufähigkeiten entwickelten sich mit den Jahren weiter: eine Eisdiele mit Wasserrad. (Foto: Roger Mettler)

Besonders positiv möchte ich auch das Jahr zwischen den regulären Semestern erwähnen, das an der OST für berufsbegleitend Studierende zum Curriculum gehört. In dieser Zeit hatten mei-ne fünf Kommilitonen und ich die Chance, unter enger Betreuung der Dozierenden zwei Klein-entwürfe zu entwickeln. Einige der wertvollen Inputs, die wir dabei erhielten, werden uns sicherlich ein Leben lang begleiten. Während ich diesen Text verfasse, kommt es mir vor, als ob ich nicht nur einen Rückblick auf meine bisherige Zeit in der Welt der Architektur werfe, sondern auch eine Pro- und Kontra-Liste darlege. Vielleicht liegt genau darin der Mehrwert des ‹Hochparterre Campus›: ein wenig von mir und meinem Studium erzählen und Andere bei ähnlichen Themen unterstützen. Denn darin besteht auch der wichtigste Teil des Architekturstudiums: die Menschen und Begegnungen , die man während des Studiums erlebt. Durch die offene Atmosphäre in den Ateliers und das gelebte Miteinander der Studierenden kam es nicht darauf an, ob man Voll- oder Teil-zeit studierte, ob man älter oder jünger war. Vielmehr zählten Hilfsbereitschaft, Spass und die Fähigkeit voneinander zu lernen.


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