Stadtklanglandschaft
Im Rahmen des europäischen Hochschul-Netzwerkes ‹Neptune› organsierte die Hochschule Luzern eine Projektwoche zum Thema ‹Urban Soundscape›. Die Teilnehmer konzipierten ein Klang-Festival für einen Luzerner Platz.
«Didn’t your supervisor tell you to dress up?», fragt Gaspar. Nein, wir haben uns nicht wirklich auf das Welcome Dinner vorbereitet. Nach der Bootstour vom KKL zum Hotel Hermitage – Evgeni und Daria lassen den Selfiestick heisslaufen – bekommen die Studierenden ihre Aufgabe: Jedes Team analysiert einen öffentlichen Platz in Luzern auf seine Geräuschkulisse und entwirft ein Konzept für das fiktive Klang-Festival «Urban SoundScape». Inputs des Klangarchitekten Andres Bosshard und des Musikers Balthasar Streiff helfen, sich in die Welt der Klänge einzudenken. Die Geräusche der Stadt sollen neu interpretiert und inszeniert werden, die Stadt soll als Bühne dienen.
Um einen Überblick zu erhalten, besuchen wir den uns zugeteilten Helvetiaplatz zu unterschiedlichen Zeiten. Wir erstellen neben Skizzen und Fotografien auch Video- und Audioaufnahmen und vergleichen den Platz in seinen verschiedenen Erscheinungsformen. Die Kommunikation in der internationalen Gruppe ist anstrengend. Englisch ist für alle eine Zweitsprache und in jedem Team treffen verschiedene Fachgebiete aus fünf unterschiedlichen Kulturen aufeinander. Die Schlüsselfrage für unser Projekt lautet: Wie können wir den Platz bespielen, ohne die vorhandenen Qualitäten zu zerstören? Die Lösung: Um die bestehende Nutzung nicht zu stören, nutzen wir Bäume und Balkone als Bühnen für die Musik. Sie öffnet so den Platz nach oben und passt sich in die vorhandene «Urban SoundScape» ein. Nach vier Arbeitstagen präsentieren die Teams ihre Konzepte vor der Jury. Das Projekt am Schwanenplatz wird als Gewinner gekürt: Bodenplatten nehmen den Rhythmus der Fussgänger auf und wandeln ihn in elektronische Klänge um. Diese werden über einen Baldachin zurück auf den Platz reflektiert, dazu tanzen Fontänen im See als Publikum.
Zum Schluss der Projektwoche bekommen alle ein Zertifikat und wir feiern die Klischee-Schweiz mit Ländlermusik und Älplermagronen – sogar Alphorn spielen dürfen wir. Was ausser slowenischer Schokolade, russischen USB-Sticks und der Facebook-Gruppe bleibt? Für mich war die Woche eine einmalige Gelegenheit mit Leuten aus ganz Europa Kontakt zu knüpfen, im internationalen Rahmen ein Projekt zu entwickeln und Einblicke in die Arbeitsweisen anderer Disziplinen zu erhalten.
‹NEPTUNE› (Network for Environmental Projects in Technology UNited in Europe) ist ein europäisches Netzwerk, das sich in jährlichen Blockwochen bautechnischer Fragestellungen widmet. Die Hochschule Luzern, T&A (mit den Disziplinen Architektur, Innenarchitektur, Bautechnik und Gebäudetechnik) bildet zusammen mit der ‹Savonia University of Applied Sciences› (SF), der ‹NHL University of Applied Sciences› (NL), der ‹University of Maribor› (SI) und ‹Ural Federal University Ekaterinburg› (RU) einen von drei ‹Circles›. Die Schulen gestalten die Projektwoche als Gastgeber abwechselnd im Fünfjahreszyklus. http://neptuneweb.nl/
*Max Riedi studiert im 4. Semester Innenarchitektur an der Hochschule Luzern (HSLU T&A)