Solitär statt Campusanlage

Anders als der Name impliziert, entschied die Stiftung Berufsbildungscampus Ostschweiz sich nicht für einen Campus, sondern für einen Solitär. Für die Entwicklung des Orts Sulgen eine verpasste Chance.

Anders als der Name impliziert, entschied die Stiftung Berufsbildungscampus Ostschweiz sich nicht für einen Campus, sondern für einen Solitär. Für die Entwicklung des Orts Sulgen eine verpasste Chance.

Die Berufsbildung basiert auf drei unterschiedlichen Lernorten: der Berufsschule, den Betrieben und den überbetrieblichen Kursen (üK), die die Berufsverbände organisieren. Im Kanton Thurgau finden diese Kurse an 25 verschiedenen Standorten statt. Eine Interessengemeinschaft will diesem Umstand entgegenwirken und künftig gemeinsame Synergien nutzen. Das Grundstück, das eigens für diese Aufgabe eingezont wird, liegt am heterogenen Siedlungsrand im Süden von Sulgen, angrenzend an die Landwirtschaftszone und den Flussraum der Thur – gefühlt weit weg vom malerischen, historischen Dorfkern. Obwohl die öffentliche Hand nicht involviert war, wurde ein professionell organisierter, offener Wettbewerb ausgeschrieben. Das grosse Interesse und Engagement mit 44 Eingaben sprechen für das gute Verfahren.  Nicht Anspruch, sondern Marketing Das Wort ‹Campus› kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‹Feld›. In Amerika nutzte man den Begriff zur Bezeichnung von Universitätsgebäuden ausserhalb der Stadt, die üblicherweise von einer parkähnlichen Anlage umgeben sind. Er impliziert mehrere Gebäudetrakte in einer idyllischen, grünen Umgebung mit grosser Aufenthaltsqualität. Der Begriff wird heute auch für Einrichtungen von Firmen, Spitälern oder Bildungsinstitutionen ohne Hochschulbezug marketingtechnisch benutzt. Ähnlich beim vorliegenden Projekt. Die neu gegründete Stiftung Berufsbildungscampus Ostschweiz, die als Bauherrin auftritt, trägt den Begriff im Namen. Auf die Projektwahl hatte das jedoch keinen Einfluss. Städtebaulich stellt das siegreiche Projekt eine Antithese zur Campusanlage dar. Der in sich stimmig entworfene Solitärbau scheint autistisch in der Landschaft zu stehen. ###Gallery_1### Der sensible Ortsbau stand nicht zuoberst auf der Prioritätenliste der Projektverfassenden – der hochwertige Solitär wirkt appliziert auf dem asphalt...

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