Das Modell Joulia-Inline gibt es in zwei Effizienzklassen: links die 5-Rohr-Version mit einer Bauhöhe von zwölf Zentimetern, rechts die nur neun Zentimeter hohe 3-Rohr-Variante für Sanierungen. Fotos: Joulia SA
Im Auftrag von Joulia

Sparsam duschen

Kreislaufwirtschaft im Bad: Eine Duschrinne gewinnt die Wärme aus dem Abwasser zurück und hilft so, bis zur Hälfte der Energie einzusparen.

Das Thema Kreislaufwirtschaft ist beim Bauen allgegenwärtig. Materialien werden fit gemacht für die Wiederverwendung, Heizenergie wird aus der Abluft zurückgewonnen. Doch eine wichtige Ressource geht meistens vergessen, obwohl sie einen grossen Teil beiträgt: das Warmwasser für den täglichen Gebrauch. 2010 gründete der Architekt und Industriedesigner Reto Schmid zusammen mit dem Maschinenbauingenieur Christoph Rusch und dem Innovationshaus Creaholic in Biel die Firma Joulia, um diesen Energiekreislauf zu schliessen.


Das Schnittmodell veranschaulicht den Aufbau der Duschrinne mit 3-Rohr-Wärmetauscher. Foto: Christof Seiler

Die Wärmebildbaufnahme zeigt, wie der Wärmetauscher dem abfliessenden Duschwasser die Wärme entzieht.

Je energieeffizienter Gebäude werden, desto stärker fällt jede Kilowattstunde Verbrauch ins Gewicht. «Heute benötigen zeitgemässe Haushalte bereits gleich viel Energie für die Warmwasseraufbereitung wie für die Heizung», sagt Reto Schmid. Ein grosser Teil davon wird zum Duschen verwendet. Während des Energiekrisenwinters sprach man oft davon, kürzer oder kälter zu duschen, um den Verbrauch zu senken. Bequemer und ohne Komfortverlust geht das Energiesparen, indem man die Wärme aus dem Wasser zurückgewinnt. Die Duschrinne von Joulia funktioniert nach einem simplen Prinzip: Statt die Wasserleitung direkt an der Duscharmatur anzuschliessen, wird das Kaltwasser zuerst an die Duschrinne geführt. Dort fliesst es durch einen Wärmetauscher aus Kupferrohren, der die Wärme aus dem Abwasser ans Frischwasser abgibt. So lässt sich Kaltwasser innerhalb von nur zehn Sekunden von 10 auf bis zu 30 Grad vorwärmen – das spart viel Betriebsenergie. Da die Lösung auf simpler Physik statt Hightech beruht, fällt wenig graue Energie an.
 

Das Kaltwasser wird zuerst an die Duschrinne geführt, wo ein Wärmetauscher dieses mit der Abwärme des Abwassers vorwärmt.

Die Grafik zeigt die Effizienz und die Leistung der verschiedenen Varianten mit drei bis zehn Rohren.

Die Kupferrohre gewinnen 20 bis 50 Prozent der Wärmeenergie zurück. Das schont die Ökobilanz und das Portemonnaie. 2021 zeigte eine Eawag-Studie, dass die Wärmerückgewinnung (WRG) im Haushalt sinnvoll ist, weil sie spätere Energieverluste im Abwassersystem verringert. Das Produkt ist vom SVGW trinkwasserzertifiziert, dafür sorgen ein patentiertes Sicherheitssystem und Langzeittests des DVGW. Joulia ist mehrfach ausgezeichnet worden. Das Bundesamt für Energie verlieh der Firma 2013 einen ‹Watt d’Or›, 2015 wurde sie beim ‹Design Preis Schweiz› prämiert. Bei der Installation überlässt Joulia der Architektin alle Freiheiten. Das System lässt sich in den Fliesenbelag integrieren und ist auch für fugenlose Bodenbeläge oder Naturstein geeignet. Für Umbauten hat die Firma ein Modell mit einer besonders geringen Aufbauhöhe von nur neun Zentimetern entwickelt. Planer können aus vier Effizienzklassen auswählen, die mit drei bis zehn doppelwandigen Sicherheitsrohren ausgestattet sind. Je mehr Rohre, desto höher die Effizienz und die Leistung der WRG. Bei zehn Rohren sind bis zu 20 Kilowatt Wärmetauscherleistung möglich, was der Leistung eines Teslas auf der Autobahn entspricht.


Die Duschrinne ist mit verschiedenen Abdeckungen erhältlich, jeweils mit gebürsteter, matter oder polierter Oberfläche. Foto: Christof Seiler

Für noch mehr Effizienz sorgt der doppelte Wärmetauscher der Joulia-Twinline, die mit zweimal drei Rohren oder zweimal fünf Rohren erhältlich ist.

Als die Bieler 2010 Joulia gründeten, war Warmwasser bei den meisten Planern und Herstellern nicht auf dem Schirm. «Wir haben ein Problem gelöst, dessen sich viele gar nicht bewusst waren», so Schmid. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die EU will das Thema im Rahmen des ‹Green Deals› angehen. In der Schweiz ist die durch Joulia ermöglichte Wärmerückgewinnung bei Minergie, den ‹Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich› (MuKEn) und im Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) anrechenbar. Dadurch lässt sich die ganze Haustechnik auf einen kleineren Verbrauch auslegen, weil weniger Warmwasser nötig ist. Auch bei anderen Herstellern von Duschrinnen und Duschwannen ist das Thema Wärmerückgewinnung mittlerweile angekommen. Joulia arbeitet mit Sanitärherstellern wie Meyer, Kaldewei, Duravit und ACO zusammen und liefert ihnen das Wärmetauschermodul. Dadurch sind Duschflächen aus verschiedenen Materialien möglich. Die auf Mass produzierten Rinnen für Reihenduschen in Schwimmbädern oder Fitnessstudios gewinnen die Wärme gleich von mehreren Duschplätzen zurück. So können auch öffentliche Bauherren in grossem Stil im Alltag Energie sparen.

Joulia hat an der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse (ISH) eine neue Generation des Produkts vorgestellt. Es funktioniert als universelle Plattform: Die Bieler Firma liefert die Duschrinne, die Abdeckung können die anderen Hersteller selbst entwerfen. Der Rinnenkörper, der neuerdings aus Kunststoff gefertigt wird, bleibt verborgen. Das Standardmodul ist 80 Zentimeter lang, die überlangen Abdeckungen aus Edelstahl kann man vor Ort individuell zuschneiden, um sie genau einzupassen. Das erlaubt noch mehr Freiheit bei der Gestaltung.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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