Gläserne Augen ins All
Oberlichter bringen Tageslicht in unterirdische Räume, in die kein Sonnenstrahl dringen würde. Und sie setzen Akzente – architektonisch, ästhetisch, energetisch.
Im Jahr 1951 errichtete der Berner Fabrikant und Ingenieur Willy Schaerer auf der Uecht bei Bern eine private astronomische Beobachtungsstation – auf knapp 1000 Metern Höhe, fernab von Winternebel und Lichtsmog. Die Anlage hat sich mit den Jahren zu einem vielbeachteten Observatorium weiterentwickelt und dient der universitären Forschungssternwarte Zimmerwald als wertvolle Ergänzung. 2023 konnte die private Stiftung Sternwarte Uecht, die das Observatorium heute betreibt, in unmittelbarer Nachbarschaft zur ersten Station ein zweites Teleskop einweihen: das ‹Space Eye› – das grösste Teleskop der Schweiz mit über einem Meter Durchmesser.
Die Anlage besteht aber nicht nur aus einem «Auge ins Universum», das zum Schauen, Staunen und Reflektieren einlädt, sondern auch aus einem unterirdischen Informationszentrum. Seine interaktiven Ausstellungsinseln bieten Wissensvermittlung und erlauben Einblicke in die Forschung über das Weltall und die Veränderungen unseres Planeten. Im dazugehörigen Planetarium reisen die Gäste mit dem Weltraumsimulator mit Überlichtgeschwindigkeit in ferne Galaxien.
Als Architekten konnte die Stiftung Mario Botta gewinnen. Der Entwurf des Tessiner Baukünstlers besteht aus dem begehbaren Beobachtungsturm, der das Teleskop schützt, und einem überdachten Treppenabgang, der ins unterirdische Informationszentrum führt. Runde Formen, oft mit runden Fenstern gepaart, zählen zu Mario Bottas Markenzeichen. So hat der zwölf Meter hohe Turm die Form eines Auges, in dessen Mitte das Teleskop als Pupille sitzt. Verkleidet ist er mit weissen geometrischen Betonelementen. Um Tageslicht in die darunterliegende, rund 500 Quadratmeter grosse Ausstellungslandschaft zu bringen, hat Botta 22 kreisförmige, fest verglaste CupoluxGlasoberlichter des Typs GOR auf die Deckenplatte der unterirdischen Räume setzen lassen. Diese Hinweise auf die wissenschaftliche Unterwelt ragen aus der grünen Wiese heraus und umkreisen, aus der Vogelperspektive betrachtet, wie Monde den Turm.
Die Verglasung dieser «Himmelsaugen» besteht aus einer dreifachen Sonnenschutzisolierverglasung – aussen gehärtetes Einscheibenglas, innen Verbundsicherheitsglas. Sie erreicht eine hohe Energieeffizienz und ist zudem durchsturzsicher. Die Gläser sind homogen und dicht in die Zargen eingebaut. Sie bestehen aus einer inneren und äusseren Polyesterwand mit PURKern, was eine perfekte Dämmung gewährleistet. Die Zargen können vertikale Lasten von mehr als einer Tonne aufnehmen und sind deshalb prädestiniert für den Einbau, wie das ‹Space Eye› exemplarisch zeigt.
Dank des fugenlosen Edelstahlrings, der die Gläser einfasst, wirkt die Aussenansicht elegant und unauffällig. Der Ring wird über die Verglasung und die Zarge gestülpt und mittels eines wenige Millimeter vom Glas entfernten Distanzhalters befestigt. So schützt er die Glaskanten und die Dichtungen vor UVLicht. Das Regenwasser kann auf der um drei Grad geneigten Isolierstufenverglasung unter dem Metallrahmen abfliessen und direkt im Boden versickern. Neben dem Tageslicht, das in die darunterliegenden Ausstellungsräume fällt, erzeugt das Spiel der bei Sonne scharf konturierten, runden Lichtkegel stimmige visuelle Effekte. «Die Oberlichter bringen viel und gutes Licht in die fensterlosen Ausstellungsräume; sie sind wichtig für die Lichtstimmung tagsüber», erklärt Architekt Pascal Perren. Er leitet das Berner Büro von GHZ Architekten, das für die Planung und das Baumanagement vor Ort zuständig war.
So entsteht nicht nur durch das Teleskop eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, sondern auch über die 22 «Himmelsaugen», indem sie unter der Erde den täglichen Lauf der Sonne in Erinnerung rufen.
Cupolux-Glasoberlichter GOR gibt es mit Durchmessern zwischen 60 und 220 Zentimetern und in zwei Bautypen: mit 15 Zentimeter hoher Minizarge (zum Verbauen auf eine bauseitige Zarge) oder mit 50 Zentimeter hohem senkrechtem Aufsetzkranz (für Aussparungen). Die Zargen weisen eine Neigung von drei Grad auf, damit das Wasser auf dem eingebauten Glas sauber ablaufen kann. Beim Observatorium ‹Space Eye› sind Oberlichter mit dem Aufsetzkranz und einem Durchmesser von 100 Zentimetern zum Einsatz gekommen. «Eine Herausforderung war ihre Abstimmung auf die vielen Installationen, die in den Ausstellungsräumen entlang der Decke verlaufen», erklärt Architekt Pascal Perren, «hier galt es, Elektro, Medien und Belüftungskanäle so zu verlegen, dass sie die Oberlichter nicht kreuzen.»
Observatorium ‹Space Eye› Niedermuhlern BE, 2023
Bauherrschaft: Stiftung Sternwarte Uecht, Niedermuhlern
Architektur: Mario Botta, Mendrisio
Planung und Baumanagement: GHZ Architekten, Bern und Belp
Cupolux
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