Beim Prime Tower setzt die Credit Suisse auf zwei Labels: Minergie für Schweizer Mieter, LEED für internationale Firmen. Fotos: Csolbach via Wikimedia

Der Labelsalat

Minergie-A/P/Eco, DGNB/SGNI, LEED. Energielabels gibt es in allen Geschmacksrichtungen. Doch welche weisen uns den Weg in die 2000-Watt-Zukunft? Darüber diskutierten heute an der Swissbau dreizehn Experten.

Was darf's denn bitte sein? Minergie mit einem Schuss A oder eher P? Und dazu vielleicht noch etwas Eco? Oder vielleicht DGNB/SGNI nach deutschem Gusto? Oder doch lieber LEED mit der amerikanischen Note? In der Schweiz gibt es ein Energielabel für jeden Geschmack. Doch wer blickt bei dem Angebot überhaupt noch durch? Und welche Standards weisen uns den Weg in die 2000-Watt-Zukunft? Darüber diskutierten heute an der Swissbau Experten. Dass bei dem Thema viele Finger im Spiel sind, zeigte alleine schon die Anzahl Spezialisten auf dem Podium. Dreizehn an der Zahl gaben sich das Wort im Minutentakt weiter. Architekt Guido Honegger ist froh um die Label. Sie würden den Druck auf seine Berufskollegen erhöhen. «Viele Architekten tun sich immer noch schwer mit Nachhaltigkeit.» Künftig werden sie aus einer noch breiteren Palette auswählen können. «Auf unsere Abgänger werden in Zukunft noch viele andere Labels zukommen», blickte Urs Rieder von der HSLU voraus. Welches sich durchsetzten wird, ist nicht klar. Die Credit Suisse fährt deshalb bewusst eine zweigleisige Strategie: Minergie für Schweizer Kunden und LEED für Firmen aus dem Ausland.

Auch der Bund arbeitet an einem Nachhaltigkeits-Standard. Er soll national gelten und bis Ende Jahr vorliegen. «Minergie-A erfüllt bereits 80 Prozent des geplanten Standards», meinte Franz Beyeler von Minergie Schweiz. Sein Label ist heute der Platzhirsch im Labelwald. Bereits an über 20'000 Häusern in der Schweiz prangt eine M-Plakette. Beyeler unterstrich den Komfortfaktor. «Ob ein Neubau in Minergie oder nach kantonalen Normen erstellt wird, macht keinen grossen Unterschied.» Entscheidend sei die kontrollierte Lüftung, die mehr Wohnqualität bringe. So war denn viel von Zusatznutzen für die Bewohner und Mehrwert für den Verkäufer die Rede. Doch wie steht es um das eigentliche Ziel, das Energiesparen? Das kommt laut Rahel Gessler von der Stadt Zürich zu kurz. Sie kritisierte, dass auch bei Minergie-A die Energiewerte nur gerechnet, nicht aber am Haus gemessen würden. Zudem fehle die Mobilität. «Wenn ich zwei Autos in der Garage habe, mache ich den Labelgewinn meines Einfamilienhauses zunichte.»

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