Multischichtverpackungen lassen sich bisher nicht rezyklieren – im Gegensatz zu Monomaterialien wie PET-Flaschen. Fotos: Linda Suter

Die Schweiz ist keine Recycling-Weltmeisterin

Das lässt sich nicht schönreden: Auch effektive Recycling-Systeme werden nicht in der Lage sein, ungebremsten Materialverschleiss zu bewältigen. Wichtig ist ihr Aufbau trotzdem.

Das Dilemma zwischen Kunststoffmüll und Foodwastelässt sich so bald nicht lösen: Noch ist Plastik seinen potenziellen Ersatzstoffen überlegen. Zwar tüfteln Forscherinnen an ökologischen Alternativen. Doch bis sie so weit sind, dass sie die grossen Plastikmassen ersetzen können, dürfte es noch Jahrzehnte dauern, schätzt der ZHAW-Kunststoffexperte Selçuk Yildirim. Problematisch sind vor allem Multischichtverpackungen. Sie können bis zu elf Schichten enthalten. Jede erfüllt eine andere Aufgabe, um eingeschweisste Maiskolben, Aufbackbrote oder Siedfleisch vor dem Verderben zu schützen. Trennen lassen sie sich nicht. Da scheint es wenig realistisch, dass manche Detailhändler ihre Produkte schon 2025 in ausschliesslich rezyklierbare Materialien verpacken wollen. Rezyklierbarkeit ist aber nur ein Problem. Das andere ist die fehlende Kette, die ein Recycling überhaupt möglich macht. Ausgerechnet die Schweiz, die sich gerne als Recycling-Weltmeisterin präsentiert, sammelt Plastikmüll aus Haushalten nicht flächendeckend – abgesehen von PET-Flaschen. Weil laut Abfallleitbild das «Verbrennungsgebot» gilt, wird er mitsamt dem Siedlungsmüll verbrannt. So entstehen jährlich 880 000 Tonnen Schlacke und Filterasche, die deponiert werden müssen. Plastik nicht thermisch, sondern stofflich zu verwerten, stand lange nicht im Fokus. Seit einigen Jahren füllen Zweckverbände und private Organisationen diese Lücke durch verschiedene Sammelsysteme. Ein Grossteil davon hat sich zum Verein Schweizer Plastic Recycler (VSPR) zusammengeschlossen. Er definiert, wie lizenzierte Betriebe sammeln, transportieren und verwerten sollen, damit sie möglichst umweltverträgliche Rezyklate von guter Qualität herstellen, und er überwacht sie. 2021 brachten sie 8594 Tonnen zusammen, einen Bruchteil des gesamten Plastikabfalls. Etwas mehr als die Hälfte liess sich zu Granulat verarbeiten, der Rest...
Die Schweiz ist keine Recycling-Weltmeisterin

Das lässt sich nicht schönreden: Auch effektive Recycling-Systeme werden nicht in der Lage sein, ungebremsten Materialverschleiss zu bewältigen. Wichtig ist ihr Aufbau trotzdem.

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