Das Design der Verpackungsmaschine ‹Wave Wrap› ist roh, doch das System funktioniert: In der Schublade verschwinden kleinere Objekte, um materialsparend in Karton verpackt zu werden. Fotos: Andrin Winteler

Schneller verpackt, versandt und zurückgeschickt

Der Online-Versandhandel boomt. Heimelektronik und Mode machen das Rennen. Der Wave Wrap verpackt klug im Ausleih-System. Leider bleibt die Gestaltung weit hinter dem Nutzen zurück.

Im Internet bestellen und nach Hause liefern lassen: Letztes Jahr wuchs der Online-Versandhandel um zehn Prozent, ergab eine Studie im Februar 2018. Schweizerinnen und Schweizer lassen dabei 8,6 Milliarden Franken liegen. Heimelektronik und Mode respektive Schuhe machen das Rennen. Was die Innenstädte veröden und Einkaufszentren zittern lässt, freut Lieferdienste und Verpackungsindustrie. Natürlich wachsen damit sowohl die Verpackungsabfälle als auch das Problem für die Anbieter, ihre Waren günstig und einfach einzupacken. Die deutsche Firma Wavepack hat, zumindest für kleine Formate, eine Maschine entwickelt, die darauf reagiert.

Wellpappebögen in drei Formaten verpacken Krimskrams bis zum Format A4 und vier Zentimetern Höhe. Sie sind einseitig mit einem Klebstoff beschichtet, der das Packgut fixiert. Die Dinge werden mittig auf den Bogen platziert, lose eingeschlagen und waagerecht mit einer Schublade in die Tischmaschine ‹Wave Wrap› geschoben, die offenen Enden seitwärts, und ritschratsch ist das Paket verschlossen, ohne Polsterung oder Klebeband. Ein Hebel wählt zwischen den drei Bogenformaten, ein Griff an der Schublade ist alles, was es braucht.

Damit die Kundin zu Hause keine Zeit verliert, reisst sie das Paket dort auf, wo es vorgelocht ist: ‹Easy Opening› heisst das im Marketingsprech – und falls wider Erwarten der Kauf nicht passt, kann sie das Objekt der Begierde dank ‹Resealing› zurück in den Karton legen, diesen wiederverschliessen und solcherart zum Verschwinden bringen. Weniger Material und ein kleineres Transportvolumen gegenüber herkömmlichen Verpackungen: So wirbt der Hersteller, der die Maschine gegen eine Gebühr zur Verfügung stellt, das Verpackungsmaterial liefert und so seine Kunden bindet. Das System erhielt denn auch beim Swiss Packaging Award 2018 in der Kategorie Nachhaltigkeit den ersten Platz. Was als System durchdacht ist und die Akteure sinnvoll verbindet, verdiente allerdings mehr gestalterische Sorgfalt: Anders als Konzept und Marketing hätte das krude Design der Maschine einen Preis auf keinen Fall verdient.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 10/2018 der Zeitschrift Hochparterre.

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