Inszenierte Herrlichkeiten aus Kirchen und Klöstern Fotos: Das digitale Bild GmbH

Herrlichkeiten

Die katholische Kirche wusste seit jeher mit der symbolischen Wirkung von Farben und Stoffen umzugehen. Das Textilmuseum St. Gallen zeigt «Herrlichkeiten»–Kirchentextilien aus sieben Jahrhunderten.

Von Festkleidchen für Jesuskindfiguren über das gestickte Heiligenbildli bis zum seidenen Baldachin: die katholische Kirche wusste seit jeher mit der symbolischen Wirkung von Farben, Stoffen und illustrativen Darstellungen eindrucksvoll umzugehen. In einer pompösen Inszenierung zeigt das Textilmuseum St. Gallen nun diese «Herrlichkeiten»–Kirchentextilien aus sieben Jahrhunderten. Geht man auf leisen Sohlen durch die Ausstellungsräume, horcht den Klängen von Franziska Lingg’s Sounddesign und bestaunt die prachtvollen religiösen Textilien beschleicht einen ein eigenartiges Gefühl: Eine Mischung aus Ergriffenheit, Feierlichkeit und Einschüchterung. Die ausgestellten Relikte machen deutlich, welche Macht die katholische Kirche auszuüben vermochte, wie sie sich dabei aller möglichen Stilmittel bediente und weder Pomp noch Kitsch scheute.
Obwohl die sakralen Textilien starken Reglementierungen zu gehorchen hatten, folgen auch sie den ästhetischen Vorstellungen ihrer Entstehungszeit. Vor allem über die Musterung der Stoffe und die Verzierungen schleichen sich die Modetrends in diese «überirdische» Kleidung. Über Jahrhunderte fertigten neben Berufsstickern vor allem Nonnen die Stickereien für kirchliche Textilien an. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte die Textilindustrie in St. Gallen die Kirche als Abnehmerkreis und gelangte damit bald zu internationalem Erfolg.
Der Szenograf Bernhard Duss, der bereits die Ausstellung «StGall» inszeniert hatte, arbeitete diesmal vor allem mit buntem Plexiglas und farbigem Licht. Mit diesen Gestaltungsmittel schafft er ein modernes Pendant zur Ästhetik sakraler Bauten und rückt diese glanzvollen Textilien in gebührendes Licht.

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