Und plötzlich sieht das Kunsthaus alt aus

Die Bührle-Sammlung und mit ihr das Kunsthaus Zürich ist wieder im Gespräch. Die neue Ausstellung der kontaminierten Sammlung macht vieles besser. Wir schauen, was sie mit den Räumen macht.

Fotos: Kunsthaus Zürich

Die Bührle-Sammlung und mit ihr das Kunsthaus Zürich ist wieder im Gespräch. Die neue Ausstellung der kontaminierten Sammlung macht vieles besser. Wir schauen, was sie mit den Räumen macht.

Die neue Hängung der Bührle-Sammlung im Zürcher Kunsthaus ist beglückend und erschreckend zugleich. Beglückend sind natürlich die Gemälde, wie ‹La Petite Irène›, mit dem die neue Ausstellung beginnt. Unschuldige Schönheit hielt Pierre-Auguste Renoir 1880 fest im Porträt der achtjährigen Irène Cahen d’Anvers. Grosse Kunst. Erschreckend, die Geschichte hinter dem Bild, die uns die Tafel davor mitteilt: 1933 bekommt das Bild ihre Tochter Béatrice als Geschenk. 1941 rauben es die Nazis im besetzten Paris, Hermann Göring persönlich, Hitlers rechte Hand, schnappt es sich. Béatrice, ihr Mann und ihre beiden Kinder werden in Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg geht das Bild zurück an die Porträtierte, die es an Emil Bührle verkauft. Ein blauer Gazestoff hängt im Kunsthaus vor dem Gemälde. Nicht nur Bührles Kunstsammlung sei kontaminiert, schrieb Felix Schneider schon vor der Neuhängung auf Infosperber.ch, die Kunst selbst sei kontaminiert, auch die ‹Kleine Iréne›: «Ihr Blick ist nicht mehr unschuldig, sondern melancholisch. Die raffinierte Schönheit wurde morbide und utopisch. Sie nimmt den Untergang vorweg.» ###Media_2### Beim Gang durch die neue Ausstellung schüttelt man immer wieder den Kopf: Der Nazi-Unterstützer Emil G. Bührle kauft sich mit Nazi-Geld eine wunderbare Sammlung zusammen. Viele Bilder davon stammen von jüdischen Sammlern, wurden geraubt oder mussten von den vertriebenen und verarmten Besitzern verkauft werden. Die Stadt Zürich errichtet für diese Sammlung, die sie als Dauerleihgabe erhält, ein öffentliches Museum. Die Aufarbeitung der Herkünfte der Kunstwerke überlässt sie der Leihgeberin selbst, der Stiftung Emil G. Bührle. Die Eröffnung ist erst zwei Jahre her. Blauäugig. Erschreckend. Beglückend ist: Stiftung und Stadt sind damit nicht durchgekommen. Die Kritik schwoll stark an und führte schliesslich zur neuen Ausstell...

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