Hochhausmonopoly in Warschau

Das Büro Foster + Partners hat in Warschau das höchste Gebäude innerhalb der EU erstellt. Die Architektur wird breit anerkannt, der Standort kritisiert. Eine Auslegeordnung.

Das Büro Foster + Partners hat in Warschau das höchste Gebäude innerhalb der EU erstellt. Die Architektur wird breit anerkannt, der Standort kritisiert. Eine Auslegeordnung.

Hoch, höher, am höchsten: Seit gut 30 Jahren scheint Warschau beim Hochhausbau diesem Motto zu frönen. Nun ist ein Rekord geschafft. Der im vergangenen Jahr fertiggestellte Varso Tower ist mit 310 Metern inklusive Mast das höchste Gebäude in der Europäischen Union («Der gute Turm»). Selbst in Europa ausserhalb der EU stehen einzig in Russland höhere Wolkenkratzer. Mit den Dienstleistungsgebäuden Varso 1 und Varso 2 bildet der Turm die Überbauung Varso Place. Den Varso Tower haben Foster Partners entworfen, die beiden anderen Häuser stammen vom Warschauer Büro HRA Architekci. Investor der Überbauung ist die ursprünglich aus Slowenien stammende Immobiliengesellschaft HB Reavis. Die Verdrängung des Kulturpalastes ‹Warschau ist noch nicht gebaut›, lautete vor mehr als 30 Jahren der Titel meines ersten Hochparterre-Artikels (Hochparterre 11/1990). Anlass war die Ausschreibung eines internationalen Wettbewerbs für die Bebauung der grossen Freifläche rund um den Palast für Kultur und Wissenschaft. Als ich die Stadt 1986 das erste Mal besuchte, beherrschte der stalinistische Kulturpalast von 1955 unangefochten das Stadtbild. Zwar gab es einzelne neuere Hochhäuser, doch das – inklusive Nadelspitze – 230 Meter hohe «Geschenk des sowjetischen Volkes an das polnische Volk» stellte alles in seinen Schatten. Entworfen von einem russischen Architektenteam im Zuckerbäckerstil des sozialistischen Realismus, war der Palast ein Symbol des sowjetischen Machtanspruchs gegenüber Polen. Entsprechend verhasst war das Gebäude in der Bevölkerung. Nach dem politischen Tauwetter von 1956 versuchten die Stadtplaner, den Palast in eine Silhouette einzubinden. Vielversprechend war 1969 der Entwurf des Zentrums West mit einer lockeren Reihe von fünf Hochhäusern im Rücken des Kulturpalasts. Dieser Plan kam jedoch nicht über die zwei 140 Meter hohen eleganten Prismen des Oxford Tow...

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