Die Welt reparieren

Eine Ausstellung in Berlin zeigt uns, was zu tun sei: Wir sollen reinigen, warten, reparieren, pflegen, ausbessern, heilen. Kurz: Wir sollen unser System reparieren. Damit danach alles anders ist als heute.

Fotos: David von Becker

Eine Ausstellung in Berlin zeigt uns, was zu tun sei: Wir sollen reinigen, warten, reparieren, pflegen, ausbessern, heilen. Kurz: Wir sollen unser System reparieren. Damit danach alles anders ist als heute.

Der Besucher betritt das Gebäude durch seine Gedärme, pardon, durch den Servicegang – hier geht es gerade darum, niemanden herab-, sondern aufzuwerten. Diejenigen, die den Laden am Laufen halten, Reinigungspersonal und Hausmeister, wenn nicht sichtbar zu machen (denn das wäre Menschenausstellung!), so doch wertzuschätzen. So ist denn das erste Objekt in der grossen Ausstellungshalle ein Regal mit Putzmitteln, daneben stehen Reinigungsmaschinen. Ist die letzte Gästin gegangen, fahren also diese Objekte durch ihre eigene Ausstellung und putzen sie, so, wie wir uns, morgens vor dem Spiegel. Schöne Vorstellung, aber leider ohne uns. ###Media_2### Berlin und Venedig ‹The Great Repair› heisst die Schau in der Akademie der Künste in Berlin-Tiergarten. Kuratiert hat sie, neben Lehrenden der Universität Luxemburg und ETH Zürich, die Redaktion des Magazins Arch+, die auch Teil des kuratorischen Teams des diesjährigen Deutschen Pavillons der Architekturbiennale in Venedig ist – inhaltliche Parallelen zum dortigen ‹Open for Maintenance› sind also nicht zufällig: Gleich hinterm Putzregal kommt ein ‹Manifesto for Maintenance Art› von 1969. Wo sollen wir mit der Weltrettung nur anfangen? Im Alltag, sagen die Kuratorinnen. Lasst uns reinigen, warten, reparieren, pflegen! Das ‹Great› im Titel sagt: Reparieren ist alles. Halt! Was es in dieser Ausstellung dezidiert nicht sein soll: einen früheren Zustand wiederherzustellen, die Kuratorinnen nennen das «einen Missstand fixen», das nicht! Denn genau darum geht's: Es muss sich etwas ändern. Alles. Wir müssen unser gesamtes Betriebssystem reparieren, ein System, das auf Fülle, Stau und Abfall basiert. Und mit einem solchen Anspruch wird es erwartungsgemäss kompliziert. Unser Leben, aber auch die Ausstellung. ###Media_5### Von Forschung bis Manifest 40 Beiträge liegen vor uns, die Kuratoren nennen sie «Raumpraktike...

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