Im letzten halben Jahr waren die deutschsprachigen Architekturkuratoren aufgeregt: Die leitenden Stellen der wichtigsten Orte für Architekturausstellungen waren vakant. Das Schweizerische Architekturmuseum in Basel suchte ebenso einen Direktor wie das Architekturzentrum Wien, und beim Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt scheidet bald der langjährige Kurator und Vizedirektor Wolfgang Voigt. Die Basler waren am schnellsten: Ende Jahr gab das SAM bekannt, der Berliner Andreas Ruby folge auf Hubertus Adam. In Frankfurt sucht man noch während nun aus Wien die Meldung kam: Angelika Fitz löst Dietmar Steiner ab, den Gründungsdirektor des AzW. 1967 in Vorarlberg geboren, lebt und wirkt die Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin in Wien und hat sich beim Fachpublikum einen Namen gemacht mit Ausstellungen und Texte, sowie als Mitglied von Beiräten und Kuratorien im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Sicher eine gute Wahl fürs AzW.Doch etwas macht stutzig bei der Meldung, nur ein Detail: Von einer «Übergabezeit» ist die Rede, Angelika Fitz werde erst ab dem 1. Januar 2017 Direktorin. Man versucht sich das vorzustellen, wie die Neue fast ein Jahr lang neben dem Alten am Schreibtisch sitzt und ihm über die Schulter schaut. Es ist ja so eine Sache mit ich-starken Gründungsdirektoren, wie das Beispiel München zeigte. Vor vier Jahren übernahm dort der smarte Andres Lepik die Direktion des Architekturmuseums vom Über-Ich Winfried Nerdinger – mit einigen Querelen, wie man hört. Als Vater kann man das ja verstehen: Da bringt man ein Baby zur Welt, leidet mit ihm und soll es dann nach nur 23 Jahren (Steiner wie Nerdinger) in die Obhut von jemand anderen geben? Hm, na gut, das Bild hinkt. Trotzdem bleibt es der neuen Direktorin in Spe zu wünschen, dass Dietmar Steiner ‹sein› AzW loslassen und Angelika Fitz ihr eigenes Programm und ihre eigene Haltung dort etablieren kann. ...