Ausschnitt aus der Arbeit «AKKA BAKKA» von Hans Danuser in Zürich. Fotos: Marc Uebelmann, Alexander Gempeler, H. D. Casal

Text und Bau

Zwei Kunst-und-Bau-Arbeiten verbinden Sprache, Schrift, Bild und Architektur miteinander. «AKKA BAKKA» von Hans Danuser im Neubau der Gesundheitsdirektion des Kanton Zürich und «wie bitte?» von Verena Thürkauf an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Für «AKKA BAKKA» hat Hans Danuser für den Ersatzneubau der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich von Voelki Partner Architekten Abzählreime aus aller Welt gesammelt und zu grossflächigen Wandbildern im Treppenhaus oder filigranen Friesen in den Büros gefügt. Die farbigen Texte füllen im Eingangsbereich sowie im obersten Teil des Treppenhauses, wo die Cafeteria liegt, ganze Wandflächen und halten so das Unten und Oben des Beton-Bürohauses zusammen. Die Buchstaben sind mit beeindruckender Präzision direkt auf die Wand gemalt und so gefügt, dass sie auf den ersten Blick ein Bild ergeben und auf den zweiten Blich zum Entziffern einladen. «AKKA BAKKA» reiht sich, wie seine Arbeiten im Prime Tower oder Hotel Bergaglia, in Danusers Langzeitarbeit «Counting Out Rhyme Project» ein, wofür der Künstler Abzählreime aus aller Welt zu Malerei verdichtet. Inhaltlich weist die Arbeit (es ist anzunehmen, nicht ohne einen Funken Ironie des Künstlers) auf die vielen Entscheidungen, die in den Büros der Gesundheitsdirektion tagtäglich getroffen werden müssen. Danuser versteht Abzählreime als spielerisches und effizientes, global angewendetes, gemeinschaftliches Entscheidungsfindungssystem.

Räumlicher und architektonischer ist die Arbeit von Verena Thürkauf in der «Denkfabrik» von Bauart Architekten für die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten. Die Künstlerin bespielt in ihrer Arbeit «wie bitte?» etwa die grossen Wände der Atrien mit Schriftbildern über mehrere Geschosse. Thürkauf hat dafür Sätze zum Thema Weiterdenken gedrechselt, etwa «WENN GEDANKEN FLIEGEN KÖNNEN SIE AUCH NISTEN UND EIER LEGEN». Die Künstlerin verwendet verschiedene Techniken, die unterschiedliche Schriftbilder erzeugen: Einmal schwebt die Schrift auf der Oberfläche der Wände, einmal gräbt sie sich in die Wand ein und geht «der Sache auf den Grund» – im wörtlichen Sinn. Die Texte sind in der Mensa in Sgrafitto-Technik aus einer Gipsschicht über der Betonwand herausgeholt. So wird die Schrift reliefartig und verändert ihr Bild je nach Lichtsituation. Oder die Künstlerin hat die Buchstaben mit Stucco Lustro auf dem gemalten Abrieb sichtbar gemacht, so entstehen unterschiedliche Lichtreflexe. Die Schriftbilder laufen im Innenhof im Kreis herum, nur die eigene Bewegung lässt einen den ganzen Satz erfassen.

Geschickt knüpfen beide Künster mit Texten Verbindungen zwischen Raum und Nutzer. Sie tun das in Form von Wandbildern, die als Farb- beziehungsweise Weissflächen wie auch als Text gelesen werden können. Die klassischen Kunst-und-Bau-Arbeiten ordnen sich klar der Architektur (oder den Architekten) unter: Sie reagieren nicht auf Augenhöhe, lassen sich nicht auf ein Kräftemessen ein. Das mögen viele Architekten als angemessen empfinden, manchmal würde aber etwas mehr Reibungswärme zwischen Kunst und Architektur auch der Architektur gut tun.

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Kommentare

Agnès Laube 23.07.2013 12:58
Lieber Roderick. Gut, dass Du am Schluss noch leise Kritik äusserst. Ich frage mich gerade, wo sich «narrative» Signaletik (Information und mehr > s. Ruedi Baur) von Kunst-am-Bau abgrenzt bzw. wo die Schnittflächen sind. KAB wird ja auch ganz anders bezahlt... Zudem frage ich mich seit längerem, wieviel Künstler, die Typo verwenden, von Schrift verstehen müssen. Diese Frage stellt sich qualitativ ähnlich, wie wenn Künstler mit Fotografie oder Video arbeiten... Oder?
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