Die Professur Günther Vogt des Departements Architektur der ETH und das Case Studio VOGT haben für die Architekturbiennale in Venedig einen Kiosk erstellt. Fotos: Case Studio VOGT

Souvenirs aus Venedig

Die Professur Günther Vogt der ETH Zürich und das Case Studio VOGT haben für die Architekturbiennale in Venedig einen Kiosk mit ungewöhnlichen Souvenirs bestückt. Günther Vogt beantwortet uns drei Fragen.

Die Professur Günther Vogt der ETH Zürich und das Case Studio VOGT haben für die Architekturbiennale in Venedig einen Kiosk erstellt.



Was ist die Idee zum Kiosk?

Günther Vogt: Primär geht es nicht um das Erstellen, sondern um das Besetzen eines bestehenden Kiosks in Venedig, an der Ecke Via Garibaldi und Riva dei Sette Martiri. Unser Ausstellungsbeitrag nimmt das Thema «Common Ground» wörtlich und Venedig selbst zum Ausgangspunkt. Untersucht wird der öffentliche Raum, als Allmende verstanden, im Spannungsfeld zwischen Ressource und Nutzung. Durch Befragung der lokalen Bevölkerung und der Touristen in unterschiedlichen öffentlichen Räumen in Venedig durch Studenten der IUAV (Universität Venedig) wurde eine subjektive, lokale Wahrnehmung der Stadt im gelebten Alltag ermittelt. Die Resultate zeigen eine alternative Sicht auf Venedig («un-common Venice»). In Form von Zeitungen, Postkarten und anderen Objekten werden sie den Passanten dargeboten. Der Kiosk als Element des öffentlichen Raums stellt eine Verbindung her zwischen dem Lokalen und dem Globalen. Er baut einen Dialog zwischen Stadt und Biennale auf, indem er als Kommunikations- und Präsentationsplattform allen eintrittsfrei offen steht. Der Kiosk ist das kleinste Gebäude der Stadt, erreicht jedoch die grösstmögliche Öffentlichkeit.

Was wird im Kiosk verkauft? Sie schreiben von «uncommon-objects». 


Nebst der Zeitung «Republic of Common Ground», deren Inhalt sich zum grossen Teil aus den Befragungen speist, werden von Studenten und Freunden aus den Bereichen Architektur, Kunst und Design entworfene Objekte verkauft. Wir haben dazu einen kleinen Wettbewerb an der ETH Zürich, der IUAV Venedig, der UDK Berlin und in unserem Büro ausgeschrieben mit der Aufforderung die jeweilige subjektive Sicht auf Venedig in Form eines Kiosk-Artikels umzusetzen. So findet sich dort zum Beispiel ein Pass für «The Citizen of Common Ground», ein «eau de toilette» mit Lagunenwasser und zahlreiche ungewöhnliche Postkarten. Die ausgewählten Artikel werden allerdings nur insofern «verkauft», als die Passanten in bereitliegenden Gästebüchern eine Frage beantworten müssen und sich daraufhin einen Artikel aussuchen dürfen. Sie «bezahlen» also mit ihrer Meinung und werden dadurch zu Mitwirkenden am Projekt.
 
Was haben der Kiosk und die Souvenirs mit Landschaftsarchitektur zu tun?


Historisch betrachtet gehört der Kiosk ins Hoheitsgebiet der Landschaftsarchitektur. Im Islamischen Kulturraum wurde die Bezeichnung «kusk», von der sich das Wort Kiosk ableitet, für Gartenpavillons verwendet. Daneben gab es im Osmanischen Reich im 16. Jh. auch Strassenkioske, sog. «sebil», die als öffentliche Brunnenhäuschen dienten, in denen ein Diener den Passanten Trinkwasser ausschenkte. Diese Tradition nehmen wir am Kiosk an der Via Garibaldi wieder auf. Erst im 19. Jh. wurde der Kiosk zum Stadtmobiliar wie wir ihn heute kennen, wobei er eine meist unscheinbare aber nicht unwesentliche Rolle im «common ground» der Stadt spielt. Und auf die in Venedig von uns aufgehängten Plakate mit der Frage «Who cares?» möchten wir in Bezug auf den öffentlichen Raum mit unserem Beitrag aus Sicht der Landschaftsarchitektur aufzeigen: «We do!»

 

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