Harte Bandagen im Genfer Abstimmungskampf um die Erweiterung des ‹Musée d'Art et d'Histoire›. Jean Nouvel als Nosferatu... Fotos: Exem

Jean Nouvel als Nosferatu

Im Februar stimmten die Genfer gegen die Sanierung des ‹Musée d'Art et d'Histoire› durch den Pariser Stararchitekten. Der Abstimmungskampf wurde mit harten grafischen Bandagen geführt. Der Genfer Heimatschutz verkauft die drei Plakate des Grafikers Exem nun als Triptychon.


Eine kleine, aber repräsentative Umfrage auf der Redaktion. Immer die gleiche Reaktion: Das ist ja Jean Nouvel! Und ein Grinsen. Aber was macht der Pariser Stararchitekt da als riesenhafter Nosferatu mit spitzen Ohren und Krallen auf dem Dach eines historischen Gebäudes? Das aktuelle Magazin des Schweizer Heimatschutz erläutert eine grosse Kontroverse, die man in der Deutschschweiz nur am Rande mitbekam.

Es geht um ein unbefriedigendes Wettbewerbsverfahren mit Sonderrechten für internationale Stararchitekten, von 65 auf 140 Millionen gestiegene Projektkosten und eine hart ausgefochtene Kampagne. Der Ausgang ist längst Geschichte: Am 28. Februar 2016 stimmten 54 Prozent der Genfer gegen die Erweiterung des ‹Musée d'Art et d'Histoire› (MAH). Die Genfer Sektion des Heimatschutzes freut sich über diesen «Sieg der Vernunft und der Öffnung anderer Perspektiven» wieder die Politik «C'est ça ou rien». Unbestritten sei eine intelligente Sanierung nötig und der Stadt Genf böte sich nun die Chance, den Prozess nun erneut und fair, partizipativ und professionell begleitet aufzugleisen.

Doch zurück zu den Plakaten. Sicherlich ging der Genfer Grafiker Emmanuel Excoffier, Exem genannt, mit seiner Darstellung Jean Nouvels als Nosferatu für das Nein-Kommittee und als verrückter Betonmischer für den Genfer Heimatschutz weit an die Grenze. Man mag sich sorgen über immer polemischer geführte Abstimmungen auch auf Lokalebene und fragen, was sich ein Stararchitekt in einem Leben voll gebauter und ungebauter Ikonen alles bieten lassen muss. Dass Exem sich dann mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert sah und unaufgefordert ein drittes Plakat mit Nouvel als Attila zeichnete, ist schon fast ein absurdes Ende der Sache.

Jedoch: ‹Nosferatu›, ‹la Bétonneuse› und ‹Attila› sind als Plakate amüsant, bissig und stark gestaltet. Und weil nicht nur das Umbauprojekt, sondern auch die Debatte mit harten grafischen Bandagen für viel Diskussion sorgt, verkauft der Genfer Heimatschutz sie nun als Triptychon auf A2 und 200 g/m2 schwer.

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