Das Hüsli im Elisabethenpark ist neu ein Park-Café mit Bar. Fotos: Roman Keller

Fin de chantier: «Tootehüsli» wachgeküsst

Der Elisabethenpark in Basel war jahrelang ein unangenehmer Ort. Seit der Park 2008 im Rahmen des erneuerten Centralbahnplatzes neue Wege, Bänke und Büsche bekam, wird hier nicht nur getrunken, sondern auch gepicknickt und geflirtet, und Mitte Juni dieses Jahres hat in der ehemaligen Elisabethenkapelle ein Café den Betrieb aufgenommen.

Der Elisabethenpark in Basel war jahrelang ein unangenehmer Ort. Zwar liegt die idyllische Grünfläche zentral zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt. Doch roch es dort vor allem nach Bier und Marihuana. Und obwohl man den Ort gern als Abkürzung Richtung Bahnhofplatz benutzt hätte, machte man lieber einen Bogen darum. Man wusste nie so recht, wer die Wiese gerade als Nachtlager benutzte.
Seit der Park 2008 im Rahmen des erneuerten Centralbahnplatzes neue Wege, Bänke und Büsche bekam, wird hier nicht nur getrunken, sondern auch gepicknickt und geflirtet. Und Mitte Juni dieses Jahres hat in der ehemaligen Elisabethenkapelle ein Café den Betrieb aufgenommen, das auch Kulturveranstaltungen organisiert. Nun hat der Park endlich eine Seele. Während der Kunstmesse Art war der Elisabethenpark so belebt, wie man es sich immer wünschte: Menschen aus aller Welt sonnten sich in den Liegestühlen auf der Terrasse des Cafés.
Die erfreuliche Wende ist einem Wettbewerb zu verdanken, den der Regierungsrat Basel-Stadt vor bereits elf Jahren ausgeschrieben hatte. Das damals unbekannte Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein bekam den Zuschlag, es war eines seiner ersten Projekte.
Inzwischen ist die Elisabethenkapelle, ein kleines Gebäude am Rand des Parks, mit ihrem gros-sen, runden Fenster stadtbekannt: Wie durch ein zyklopisches Auge sieht der Besucher von Innen auf die Anlage. Im Dunkeln wirkt das Auge beschützend. Die weissen Wände und einfachen Holztische im Innern sorgen für ein unaufgeregtes Interieur und lenken den Blick auf die lange Bar. 
Dahinter ist eine Holzwand eingelassen, die den Gastraum vom Bereich mit den sanitären oder haustechnischen Nutzungen trennt.
Die Fenster sind im neobarocken Stil gebaut. Denn das Häuschen, in dem bis vor Kurzem der kantonale Musikverein übte, steht hier seit dem 19. Jahrhundert. Es diente, als der Elisabethenpark ein Friedhof war, als Leichenhalle und Friedhofskapelle. Bis heute ist es im Volksmund als «Tootehüsli» bekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es zu einem Magazin des Kanalisationsbüros. Der Schopfanbau aus jener Zeit ist nun weg, die vielen Trennwände und Zwischenböden sind verschwunden, das alte Gewölbe ist wieder sichtbar. Im Café hängt ein altes Foto des versprayten «Tootehüsli», das zeigt, wie vernachlässigt es einst war. Jetzt ist es wachgeküsst, im wahrsten Sinne des Wortes: Pächter Markus Engeler nennt sein Café «Zum Kuss».

Elisabethenkapelle, Park-Café und Bar, 2011

Elisabethenanlage, Basel
– Bauherrschaft: Hochbau und Planungsamt Basel
– Architektur: Christ & Gantenbein, Basel
– Landschaft: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich
– Kunst: Erik Steinberger
– Kosten: CHF 1,8 Mio.

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