Vor den Zimmern des Alterszentrums Lanzeln liegen grosse Balkone. Fotos: Roger Frei

Fin de chantier: Letztes Zimmer mit Seeblick

Wer in Stäfa aus dem Zug steigt, sieht unterhalb der Eisenbahnlinie eine grössere Form, das Alterszentrum Lanzeln. Es ist kantig, mit einem flachen Dach oben drauf und einem Platz vorne dran.

Viel grosses Glas, schwarzes Metall und helles Holz. Der Grundriss der Anlage ist ein grosses U, offen gegen den See. Entlang seiner leicht eingenickten Schenkel sind die Zimmer in den beiden Zweibündern so eingerichtet, dass jede Bewohnerin aus jedem Zimmer ein Stücklein Zürichsee sehen kann. Und da zum richtigen Seeblick auch Luft, Wind und Sonne gehören, gibt es vor jedem Zimmer auch einen Balkon. Konstruiert ist das Haus aus Betonpfeilern mit Geschosstischen und Treppenhauskernen, also ohne tragende Wände.

Das zeitgenössische Altersheim erinnert an ein Hotel; es ist kein Abstellhaus für die Alten, sondern ein Ort mit schönem Luxus, der, unabhängig vom Vermögen, allen alten Menschen zusteht. Gut so! Der Pensionspreis beträgt — alles ausser allfälligen Pflegeleistungen inbegriffen — rund 130 Franken pro Tag. Zur Ausstattung gehören die Bibliothek mit Internetcafé, der Raum der Stille, der Coiffeursalon, die Büros fürs Verwalten, die Zimmer fürs Therapieren und Turnen, die Wohnzimmer und ein Restaurant mit Fenstern vom Boden bis zur Decke, sanft komponierten Farben an Boden und Wänden, Vorhängen und Möbeln. Es riecht hier nicht nach Spital, sondern nach gepflegtem Speiselokal.

Die Wohn-Schlafzimmer für die 122 Pensionärinnen und Pensionäre sind in Grösse und Ausrüstung den Vorgaben der Subventionsinstanzen verpflichtet. Parkettboden, weisse Wände, grosser Raum für Dusche und WC, jedes Zimmer aber verfügt über eine eigene Sonnerie – denn hier gilt: «privat». Jedes anders, jede Bewohnerin versammelt hier ihre Zeichen des langen Lebens. Und doch ähneln sich die kleinen Reiche: Der kleinbürgerliche Wohlstand der Fünfzigerjahre mit gediegenen Polstermöbeln, erfolgreichen Kindern auf Fotoaltären und die Wohnwand des Schreiners steht nun im Altersheim, ergänzt um den grossen Flachbildschirm fürs Fernsehen. Und auf dem Balkon wartet der Star der abendländischen Möbelgeschichte — der weisse Monoblockstuhl.

Alterszentrum Lanzeln, 2008 / 2010

Bahnhofstrasse 58, Stäfa ZH

– Bauherrschaft: Gemeinde Stäfa

– Architektur: Bob Gysin + Partner, Zürich

– Energie und Haustechnik: 3-Plan, Winterthur

– Landschaft: Planetage, Zürich

– Generalunternehmer: Arigon, Zürich

– Auftragsart: Studienauftrag 2004

– Kosten (BKP 1–9): CHF 36,85 Mio.

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