Das Art Lab schliesst die Place Cosandey auf dem EPFL-Campus ab. Fotos: Valentin Jeck

Der Daten-Schober

Wie eine 250 Meter lange Scheune streckt sich das holzverschalte Art Lab von Kengo Kuma über den Campus der EPF in Lausanne. Ein Hingucker, ganz wie Patrick Aebischer es mag. Doch um so viele Touristen wie die Bilbiothek von Sanaa anzulocken, ist es zu unentschieden.

250 Meter streckt sich das Satteldach über den Campus der EPF in Lausanne, als hätte jemand eine Scheune in die Länge gezogen. Doch das holzverschalte Art Lab ist kein Heu-, sondern ein Daten-Schober. Im Gebäude vermittelt die Hochschule einer breiten Öffentlichkeit, wie Kunst, Geistes- und Naturwissenschaften zusammenfinden. Das Gebäude beherbergt drei Bereiche: Im Montreux Jazz Café stöbern Besucher im digitalen Archiv von Claude Nobs. Die Ausstellung ‹Noir c’est noir?› nimmt die Schwarzbilder von Pierre Soulages binär unter die Lupe. Und im Data Square zeigt die EPFL, was die Digitalisierung für die Wissenschaft selbst bringt – vom Blue Brain Project bis zur Venice Time Machine.Die Brücke zwischen linker und rechter Hirnhälfte schlägt Big Data. Oder architektonisch gesprochen: das grosse Dach. Der japanische Architekt Kengo Kuma konterkariert den digitalen Zukunftsglauben mit dem Urelement der Baukunst, als wollte er die flüchtige IT-Branche erden. Es ist das erste Gebäude des 62-Jährigen in der Schweiz. Bisher hat er vor allem in Japan, China und Frankreich gebaut. Kuma ist für seine Kombination aus japanischer Sensibilität und dekonstruktivistischem Furioso bekannt.Mit dem Gebäude verabschiedet sich der EPFL-Präsident Patrick Aebischer, der den Campus in den letzten 15 Jahren mit spektakulären Bauten geprägt hat wie kein anderer. Es war also ganz im Sinne von Aebischer, als Kengo Kuma 2012 den Wettbewerb für das Art Lab gewann: Ein grosser Name schlägt ein grosses Haus vor. Bigger is better, oder? Städtebaulich gilt hier tatsächlich: Länger ist besser. Kumas Gebäude schliesst die Place Cosandey neben dem Learning Center ab und bleibt dank der Durchgänge dennoch durchlässig. Das Vordach, das die Fussgänger begleitet, wahrt den menschlichen Massstab – trotz der Dimension des Gebäudes.So viele Architekturtouristen wie die fliessende Bibliothek ...
Der Daten-Schober

Wie eine 250 Meter lange Scheune streckt sich das holzverschalte Art Lab von Kengo Kuma über den Campus der EPF in Lausanne. Ein Hingucker, ganz wie Patrick Aebischer es mag. Doch um so viele Touristen wie die Bilbiothek von Sanaa anzulocken, ist es zu unentschieden.

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