Sleeping Beauty – Reinventing Frei Otto’s Multihalle – unter diesem Titel präsentiert das saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau am Karlsruher Institut für Technology (KIT) eine Ausstellung zur Multihalle Mannheim auf der Architekturbiennale. Sie wird von der Kuratorin und Urbanistin Sally Below und vom Professor für Architekturtheorie und Leiter des saai Georg Vrachliotis kuratiert. Was ist die Multihalle Mannheim? Georg Vrachliotis: Die von Frei Otto für die Bundesgartenschau 1975 in Mannheim mit Carlfried Mutschler gebaute Mehrzweckhalle gilt als die weltweit größte Holzgitterschalenkonstruktion. Sie ist ein Gesamtkunstwerk mit einer beeindruckenden Raumwirkung. Frei Ottos Experimentieren basierte nicht auf einer Systematisierung von Architektur im engen Sinne der Naturwissenschaften, sondern auf künstlerischer Interpretation. Unermüdliches Experimentieren am Modell diente der Erforschung von räumlichen Qualitäten und Wirkungsweisen. Otto legte damit die Grundlage für eine bis heute relevante Experimentalkultur zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und künstlerischem Geschick. Die Multihalle verkörpert diese Haltung wie kein zweites Gebäude des 20. Jahrhunderts. Was hat das mit dem Thema der Biennale ‚Freespace’ zu tun? Mit ihrer experimentellen Entstehungsgeschichte, ihren offenen Raumqualitäten und ihrer Einbettung in die urbane Topographie von Stadt und Landschaft ist die Multihalle ein Symbol einer aufgeklärten und freien Zivilgesellschaft – als offener Raum für eine offene Gesellschaft. Was passiert heute mit der Multihalle? Über 40 Jahre später und nach ein paar Jahren Leerstand, läuft ein neues Experiment. Die Multihalle ist seit 2016 Schauplatz eines kollektiven Ausprobierens von jungen Architekten, Ingenieuren, Künstlern, Nachbarn, Bewohnern, Bürgern, Studenten, Kulturschaffenden und auch Universitäten gemeinsam mit Vertret...