Aarau hat ein neues Wahrzeichen: die ‹Kettenbrücke›. Sie ist eine spektakuläre Skulptur und eine ingenieurtechnische Bastelei. Die Geschichte eines fragwürdigen Juryentscheids.
Auf Biegung und Brechen
Aarau hat ein neues Wahrzeichen: die ‹Kettenbrücke›. Sie ist eine spektakuläre Skulptur und eine ingenieurtechnische Bastelei. Die Geschichte eines fragwürdigen Juryentscheids.
Fotos: Markus Frietsch
Der Zollrain führt schnurgerade von der Aarauer Altstadt zur Aare. Blickt man die historische Strasse hinunter, nimmt man die Brücke an ihrem Ende kaum wahr. Wer die neue ‹Kettenbrücke› in Aarau erleben will, muss sich deshalb ein Stück zur Seite oder, noch besser, darunter begeben. Mit drei Bögen aus akkurat geschaltem Sichtbeton überspannt sie die Aare, mit zwei schmaleren die Uferzonen. Die Geometrie der Brücke fordert die Regeln der Statik heraus. Ovale Ausschnitte löchern die Pfeiler. Die Bögen sind weit und flach, die Brückenflanken gegen die Flussmitte zunehmend überhängend. An den Enden schwingen sie aus und werden zu Stützmauern, die den Stadtraum von den Flussufern trennen. Bis zum Sommer werden dort Fuss- und Velowege angelegt, Wiesen und Bäume gepflanzt, Sitzbänke und Beleuchtung installiert.
###Media_2### Mit der neuen Brücke haben sich Kanton und Stadt ein spektakuläres Bauwerk geleistet. Hervorgegangen ist es aus einem offenen Projektwettbewerb 2010. ‹Pont Neuf› nannte das siegreiche Team von Christ & Gantenbein, den Ingenieurbüros Henauer Gugler und Walther Mory Maier sowie August Künzel Landschaftsarchitekten seinen Entwurf. Aus zwei Gründen sticht er aus den 21 eingereichten Projekten heraus: Erstens bezieht er sich direkt auf den historischen Kontext. Die Form einer massiven Bogenbrücke leiteten die Entwerfenden von dem auf Steinmauern gebauten Zollrain ab, der die Mühlemattstrasse zwischen Altstadt und Brücke in einem Bogen überquert. Zweitens beschränkt ‹Pont Neuf› sich auf eine einzige grosse Geste und ein einziges Material – Beton. Das überzeugte die Jury, die der Brücke eine «eindrückliche Mischung von Kraft und Kühnheit» attestierte. Der Entwurf verbinde Brücke, Pfeiler, Brückenköpfe und Ufer «zu einem durchgestalteten Ganzen von hoher Schlüssigkeit». Neben Kantons- und Stadtvertretern sassen namhafte Bauing...
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