Im Klang der Zeiten

Dimitri Bählers Kunst-und-Bau-Projekt für das Schulhaus Dufour in Biel inszeniert den Klang als fein abgestimmtes, vermittelndes Element. ‹MMXXII› erhält den Hasen in Silber.

Dimitri Bählers Kunst-und-Bau-Projekt für das Schulhaus Dufour in Biel inszeniert den Klang als fein abgestimmtes, vermittelndes Element. ‹MMXXII› erhält den Hasen in Silber.

Kurz nach Mittag schlagen sechs Glocken energisch und klar durch das Schulhaus Dufour in Biel. Auf jedem Absatz der beiden Treppenhäuser, die das dreigeschossige Gebäude erschliessen, hängt eine Glocke. Die metallischen Klänge reagieren aufeinander und vereinen sich zu sechsstimmigen Melodien. Aufmunternd am Morgen, spielerisch abstrakt am Nachmittag, beruhigt sich die Melodie am Ende des Tages in einem Decrescendo. Es klingt nach Kloster, nach zeitgenössischer Musik – und nach Schulhaus. Man hört zu. Die Glockentöne dauern bis zu 45 Sekunden. Viermal pro Tag erfüllen sie die Treppenhäuser und verebben in den Gängen. Sie gehören zu ‹MMXXII›, einem Kunst-und-Bau-Projekt des Designers Dimitri Bähler. ###Media_4### Lange vernachlässigt, ist das Gebäude im Süden der Bieler Altstadt jüngst vom Büro 3B Architekten saniert worden siehe Hochparterre 7/23. Im Erdgeschoss treffen im weiss geschlämmten Gang bunte Kinderzeichnungen auf mittelalterliche Türstürze, die einst in die Klausen der Johannitermönche führten. Das freigelegte Mauerwerk kündet von den vielen Leben des Gebäudes: Es diente als Kloster, Asyl, Spital und als erstes Bieler Gymnasium. In der ersten und zweiten Etage befinden sich Schulzimmer und eine Aula, die seit 1870 die heutige Nutzung erklären. Auch sie wurden sorgfältig und in Absprache mit der Denkmalpflege instand gesetzt, vom Fischgrätparkett bis zu den Holzverkleidungen. Im Frühjahr 2022 schrieb die Stadt Biel einen Kunst-und-Bau-Wettbewerb aus. Vier der fünf Eingaben stammten von Kunstschaffenden; für den Designer Dimitri Bähler war es eine Premiere. Die Baugeschichte, das Budget und ein gemeinsamer Rundgang auf der Baustelle skizzierten die Rahmenbedingungen. Ob das Werk drinnen oder draussen zu sehen sein sollte, wurde den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern freigestellt. Bronzescheiben statt Glocken Zunächst beabsichtig...

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