Aus Aluminium gegossen: die Siggaletti-Einzelteile.

Im Aluguss Klassiker verschmelzen

Aus den Klassikern von Sigg und Bialetti haben Designstudierende der HGK Basel FHNW den Mokka-Kocher ‹Siggaletti› entworfen und in Aluminium gegossen. Im Campus-Beitrag berichten sie über den Designprozess.

Häufig ist die Zeit für die formale Qualität eines Produkts aufgrund der Recherche- und Konzeptarbeit knapp bemessen. Im Semestermodul ‹Happy Design› war das anders: wir konnten uns mit Sorgfalt den Proportionen, der Oberfläche, dem Material und der Farbe widmen. Auf der Suche nach Objekten, die in ihren formalen Qualitäten überzeugen, stiessen wir auf die Produkte der Firma Sigg. Die Sigg-Flasche überzeugt neben der Ästhetik vor allem durch die industriellen Fertigung. Sie wird aus einem runden Alu-Stück zu einem nahtlosen Zylinder gepresst. Die Eigenschaften des Werkstoffs Aluminium machen die Flasche langlebig und rostfrei.

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Von den Skizzen zum Konstruktionsplan.

Um die Herstellung aus nächster Nähe mitzuverfolgen, durften wir die Sigg-Produktion in Frauenfeld besuchen und das Firmenarchiv erkunden. Die gewonnenen Erkenntnisse nutzten wir, um einen eigenen Gegenstand zu gestalten. Wir wollten die Palette von Sigg um einem langlebigen Alltagsgegenstand erweitern und fragten uns: Was altert schön? Wie wirkt sich das Image eines Brands auf das Produkt aus? Was macht einen Alltagsgegenstand kompliziert, was banal? Ein in unserem Alltag sehr präsenter Gegenstand ist der Bialetti-Kaffeekocher, der Wasser mittels geringen Dampfdrucks durch das Kaffeesieb presst. Wie würde folglich eine zeitgenössische Bialetti von Sigg aussehen? Wie könnten wir eine Symbiose schaffen, in der beide Formsprachen voneinander profitieren? Wir zeichneten mehrere Ansätze und näherten uns dem finalen Objekt an. Während dieses Prozesses haben wir unterschiedliche Gestaltungstechniken ausprobiert und anhand von Prototypen verschiedene Formen evaluiert.
 

Aluguss: vom Schmelzen...

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Entstanden ist die ‹Siggaletti›: eine Fusion aus Bialetti und Sigg. Die dreiteilige Siggaletti lässt sich einfach aufschrauben und erleichtert mit einem verstärkten Siebträger das Einfüllen des Kaffeepulvers. Die Designsprache soll angenehm zurückhaltend und zeitlos sein. Die Form verzichtet auf dekorative Gestaltungselemente und die bekannte Silhouette ist immer noch erkennbar. In den Werkstätten der HGK Basel FHNW wandelten wir unser CAD-Modell in ein 1:1-Sinter-Modell. Da die Haptik des Aluminiums in der Konzeption zentral war, wagten wir uns an den Aluguss. Wir frästen die Positiv-Form auf der CNC-Fräse, übertrugen sie in eine Sandgussform, die wir mit dem 800 Grad heissen Aluminium füllten. Alugiessen ist hektisch, weil das Material nur bis zu einer bestimmten Temperatur formbar ist. Überraschenderweise haben beinahe alle Güsse gut funktioniert. Die passgenaue Steckform haben wir zum Schluss auf der Drehbank nachbearbeitet.


...bis zu den fertigen Teilen.

Eine Idee, die anfangs Semester nur in unseren Köpfen herumschwirrte, existierte auf einmal in der Realität. Die Beschäftigung mit der Oberflächenstruktur und den Proportionen war eindrücklich. Die Patina unseres Entwurfs ist dem Mokka-Kocher sehr ähnlich: die Spuren der Benutzerinnen werden mit der Zeit sichtbar und wie bei den Designklassikern von Sigg und der Bialetti sind sie eine willkommene Personalisierung.
 

Christine Beglinger und Patrick Heegewald präsentieren ihr Projekt.


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