Photocollage. Credits: Model: Jodie Schulthess, ‚AR Brille’: Nicole Eugster. Digitaler Raum: SpacePod von RTFKT & Oncyber, Kunstwerke im Hintergrund: Tuhankoma

Digital Secondhand

Textildesign-Student Giulio Gallana bearbeitet Secondhand-Kleider und bringt sie in die digitale Welt. Entstanden sind fünf physische Pullover mit einem virtuellen Zwilling.

Giulio Gallana studiert an der Hochschule Luzern Textildesign und hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Mode in einer immer digitaleren Welt entwickeln könnte. Als Resultat entstanden fünf physische Pullover, die jeweils einen virtuellen Zwilling haben.
 

Digitale Zwillinge der Kleidungsstücke.


Als Grundlage dienen Secondhand–Kleider, sie repräsentieren im Kontext dieser Arbeit Vergangenheit und Kultur. Abgenützte, sonnengebleichte oder liebevoll reparierte Stellen erzählen Geschichten ihrer vorherigen Leben. Teile der Kleider ersetze ich durch eigene textile Kreationen, wodurch ein Dialog zwischen dem alten und dem neuen entsteht. Mit den Strickmotiven gehe ich auf die Kleidungsstücke ein und erweitere, vertiefe oder ändere ihre Bedeutung. Die anschliessende digitale Rekonstruktion der Kleider ist ein Ausblick in die Zukunft.


Vorher/Nachher Fotos der physischen Pullover

Das Zusammenbringen der physischen und digitalen Welt ist, was mich am meisten interessiert. Ein Kleidungsstück und sein digitaler Zwilling bewegen sich in anderen Medien, sie sprechen andere Sprachen. Die eine ist physisch und somit mit mehreren Sinnen erfahrbar, während die andere immateriell ist und sich in einer abstrakteren, eher visuellen Dimension bewegt. Genau dies bedeutet aber auch, dass sie sich ergänzen können und somit die Erlebbarkeit eines Kleidungsstückes erweitern. Ein einfaches Beispiel dafür wäre, dass jemand das eine in der realen Welt und das andere in einem Videospiel tragen könnte.

 

Ausstellungssituation des ‹Almanac› Pullover mit digitalem Zwilling und Kurzkonzept.

Animation des digitalen Zwillings: ‹Almanac Pullover›.

Das Schöne am digitalen Medium ist, dass ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann, wie es im echten Leben niemals möglich wäre. Schliesslich muss diese Welt nicht den Gesetzen der Physik folgen. Ich bin gespannt darauf wie sich die Modelandschaft in den kommenden Jahren verändern wird, doch eines ist klar: Je mehr Zeit wir in digitalen Räumen verbringen, umso grösser wird auch das Bedürfnis, sich ebenfalls virtuell bekleiden und ausdrücken zu können.


Rendering des ‹Binary› Pullovers an einem Avatar.


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