Komfortable Bescheidenheit

Die gute Nachricht zuerst: Der Schweizer Alpen-Club (SAC) veranstaltet deutlich mehr Wettbewerbe als früher. Der Blick auf die Resultate ist ernüchternd: Ein neuer Pragmatismus hält Einzug.

Die gute Nachricht zuerst: Der Schweizer Alpen-Club (SAC) veranstaltet deutlich mehr Wettbewerbe als früher. Der Blick auf die Resultate ist ernüchternd: Ein neuer Pragmatismus hält Einzug.

Sogar die Jury lässt Zweifel durchschimmern. Über das siegreiche Projekt für die neue Trifthütte schreibt sie nämlich zusammenfassend: «Ist dieser wunderschöne Pragmatismus die Poesie einer SAC-Hütte der Zukunft?» Ob der pragmatische Entwurf wirklich so viel Poesie besitzt, lässt sich durchaus hinterfragen – Lästermäuler können ihn auch nur als trivial bezeichnen. Die Jury setzte denn auch ein Fragezeichen hinter ihre abschliessende Bemerkung, was wir als Unsicherheit deuten oder als Hoffnung, dass die aktuellen Projekte noch nicht das Ende der Entwicklung im Hüttenbau sein können. An anderer Stelle attestiert die Jury dem einstimmig ausgewählten Projekt für die Trifthütte tatsächlich «wenig entwerferische Freude für innovative Entwicklungen». Woher kommt diese architektonische Bescheidenheit? In die Zukunft sehen In den Bergen ist alles interessanter, weil extremer: das Klima, der Kostendruck, der Zwang zur Nachhaltigkeit. Die Hütten müssen mit Ressourcen haushälterisch umgehen, Energie im Bau und Betrieb sparen. Während im Flachland der Druck, etwas gegen das Klimachaos zu tun, noch nicht allzu gross ist, herrscht über der Waldgrenze Dringlichkeit. Hier kann nicht nur, hier muss alles Neue nachhaltig sein. Wer also die neuen Projekte in den Bergen anschaut, blickt in die architektonische Zukunft, erfährt vielleicht, was uns bald in tieferen Lagen erwartet. Auch die Probleme zeigen sich über der Waldgrenze deutlicher: Gletscher schmelzen weg, der Permafrost hält nicht mehr alles zusammen, Felsen bröckeln, Niederschläge werden intensiver, die Topografie verändert sich, und plötzlich gibt es Steinschlag und Lawinen an Orten, die früher sicher waren. Ein Drittel der 153 SAC-Hütten gilt als potenziell gefährdet, was nicht heisst, dass sie wirklich bedroht sind, aber der SAC muss nun diese Unterkünfte genauer auf Naturgefahren untersuchen. ...

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