Ein Turm ist kein Pavillon

Das neue Laborhochhaus am Rietpark erinnert die Jury an ein Teehaus. Damit ist das Geistlich-Areal in Schlieren vollendet. Den zeremoniellen Schlusspunkt braucht es so nicht.

Das neue Laborhochhaus am Rietpark erinnert die Jury an ein Teehaus. Damit ist das Geistlich-Areal in Schlieren vollendet. Den zeremoniellen Schlusspunkt braucht es so nicht.

‹Wabi-cha›: die «Einfachheit der Teezeremonie betonende Richtung». Das Kennwort des erstrangierten Projekts im Studienauftrag für das ‹Vertical Lab› in Schlieren ist Bild und Programm zugleich: Unter einer mit filigranen Holzlamellen ausgefachten Stahllisenenhaube können die Schlieremer*innen in Zukunft in einer retreat-ähnlichen Umgebung Tee trinken (und dabei mit Blick ins Grüne arbeiten). Am Nordende des neuen Laborhochhauses am Rietpark befindet sich das Bistro, im Süden zu den Gleisen hin die Lobby, und dazwischen erstreckt sich im Erdgeschoss ein über dreihundert Quadratmeter grosser Co-Working-Space mit Meetingräumen im ersten Obergeschoss. Die Struktur darüber ist einfach: Um den mittig, leicht asymmetrisch gesetzten Kern konstruiert Waldrap ein Stahlbetonskelett, anstatt geschlossener Deckenfelder gibt es einen offenen Stahlbetonrost. Dies ermöglicht vertikale Raumverbindungen zwischen den Geschossen, die sich je nach Bedarf öffnen lassen. Flexibel einteilen lässt sich auch die Büro- oder Labornutzung. Das System ist intelligent, material- und kostensparend, erzeugt aber keine räumliche Spannung. Teehaus oder Darth Vader? Verführen lassen hat sich die Jury wohl von der japanischen Anmutung des Hochhauses und wie dieses auf den Park trifft. Die pavillonartige Haube erinnere an ein Teehaus, schreibt sie. Die Visualisierungen des Projekts, die nur Park und Bäume und kaum die umliegenden Gebäude zeigen, wirken seltsam entfernt, als wären sie nicht für ein von Infrastruktur geprägtes Limmattal, sondern für eine alte Tempelanlage gemacht worden. Dass sich der gewählte Ausdruck so realisieren lässt, ist sowieso unwahrscheinlich. Denn die Störfallvorsorge in Gleisnähe und die Brandschutzanforderungen an die Fassade könnten eine Ausführung der Lamellen in Holz verhindern. Laut Jury wären diese auch in Metall denkbar. Der Turm ähnelte dann aber eher ...

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