Nicht echt: Die Lounge befindet sich nicht am Flughafen Kloten, sondern am Googlesitz in Zürich. Fotos: PD

Brot und Spiele

Google hat heute sein zweites Gebäude in Zürich eingeweiht. Die Räume sind bunt und verspielt, wie man das von der Firma kennt. Doch die Realität ist nicht genug. Plötzlich steht man am Flughafen oder in einem Weinkeller. Architektur wird zur Kulisse.

Google hat heute in Anwesenheit der Stadtpräsidentin Corine Mauch sein zweites Gebäude auf dem Hürlimann-Areal in Zürich eingeweiht. Damit wächst der Entwicklungsstandort des Internetriesen zum grössten aussserhalb der USA: 1100 Personen arbeiten in der Schweizer Niederlassung. Die Firma baute ein Haus um, in dem vorher die Berater von Ernst & Young in Anzug und Krawatte ein und aus gingen. Nun programmieren hier die «Zoogler» – so nennen sich Googles Mitarbeiter in Zürich. Aussen blieb der Bau unverändert. Innen hat das Zürcher Architekturbüro Z2G das sture Bürolayout entkrampft und mit Gags gespickt. Der Flur in den Grossraumbüros verläuft nicht mehr schnurgerade, sondern mäandriert zwischen Kern und Fassade hin und her. Bei Google ist alles vernetzt. Also haben die Architekten durch den Treppenraum, der das Haus in zwei Hälften zerschneidet, vier Brücken gelegt. Ansonsten haben sie vor allem viel Farbe aufgetragen. Boden und Decke leuchten neu je nach Geschoss in einer der drei Hausfarben Rot, Blau oder Gelb. Bund und verspielt ist die Googlewelt. Android-Männchen prangen am Fenster, weisen den Weg zur Toilette oder winken vom Teppich.

Mit einem Augenzwinkern sind auch die Aufenthaltsräume gestaltet: In einem wartet man an der Flughafen-Bar, die mit Flugzeugsessel und Terminalangaben geschmückt ist. Im anderen gibt man sich im Ledersessel als James Bond. Eine versteckte Tür im Wandgestell darf in der 007-Lounge natürlich nicht fehlen. Sie führt in einen Weinkeller. Google hält die Mitarbeiter neben Brot mit Spielen bei der Stange. Man hängt im Büro an der Bar rum oder schwitzt im Fitnessstudio der Firma. Freizeit und Arbeit verschmelzen. Neu können die Mitarbeiter sogar den Einkauf im Büro erledigen: Ein Aufenthaltsraum ist als Coop ausgekleidet. Am virtuellen Gestell scannt man das gewünschte Produkt am Smartphone ein und schon wird es ins Büro geliefert. Nicht coop@home sondern coop@office müsste es also heissen. Die Kasse, die im Raum steht, ist natürlich nicht echt. Sie dient nur zur Dekoration, so wie der Stein auf der Tapete im Weinkeller. Die Virtualität interessiert Google viel mehr als die Realität. Da erstaunt es nicht, dass auch der physische Raum nicht real ist, sondern Kulisse.

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