Professor Praxis

Martin Fröhlich ist Architekt in Berlin und Entwurfsprofessor in Lausanne. Das ist bemerkenswert, schlägt sein Herz doch für das Handwerk.

Martin Fröhlich ist Architekt in Berlin und Entwurfsprofessor in Lausanne. Das ist bemerkenswert, schlägt sein Herz doch für das Handwerk.

Stoppelbart, rote Skimütze und ein Zehn-Kilo-Sack Rüebli auf der Schulter: So betritt Martin Fröhlich das Gebäude auf dem EPFL-Campus. Das Gemüse ist für die Ausstellung bestimmt, die er am Nachmittag eröffnen wird – Semesterarbeiten seiner Studierenden über lokale Nahrungsmittel. Früher trugen Professoren am Tag der Schlusspräsentationen weder Skimütze auf dem Kopf noch Rüeblisäcke in die Hochschule. Und rasiert waren sie eh. Dennoch: Der 55-Jährige ist Professor und Architekt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Sven gründete er im Jahr 2000 das Büro AFF in Weimar, gleich nach dem Studienabschluss an der dortigen Bauhaus-Universität. Die Jugend hatten sie in Magdeburg verbracht, in der ehemaligen DDR. Bald gingen sie nach Berlin, wo sie noch heute ihr Büro betreiben. Seit vier Jahren ist AFF mit einem Lausanner Team auch in der Schweiz vertreten. Bekannt wurde AFF mit einem Refugium im sächsischen Erzgebirge, das die Brüder für Outdoor-Aktivitäten nutzen. Es erzählt nicht nur viel über ihre Vergangenheit als Leistungssportler, sondern auch über ihre Art, Architektur zu machen. Holzwände einer standardisierten DDR-Hütte dienten als Schalung für die neuen Wände. Geisterhaft wirft die Vergangenheit Schatten auf das raue Betonrelief. Eine hydraulisch aufklappbare Fensterfront zeugt von der Lust am Neuerfinden. Eisenbügel ragen als Leitertritte aus der Wand, die sauber gefügten Fichtendielen darunter stammen aus dem Wald nebenan. Ein eiserner Ofen heizt die Hütte. Sie ist ungedämmt, fliessendes Wasser fehlt – oder eben nicht, in einer Schutzhütte im hintersten Winkel von Deutschland. Von der Hütte zur Hochschule Wie wird jemand wie Martin Fröhlich EPFL-Professor? Auch dabei spielte die Hütte eine Rolle. Roberto Gargiani, damals in Lausanne Professor für Architektur und Theorie, stand an einem Frühlingstag im Jahr 2012 neugierig und unangemeldet...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.