Neubau am Stadtrand: Inspiriert von den Gewächshäusern des benachbarten Botanischen Gartens schmiegen sich fünf Langhäuser mit Satteldach aneinander. Fotos: Roman Keller

Ohne Zahnlücke

Das neue Naturmuseum im Osten der Stadt St. Gallen ist souverän – von der Stadtfigur bis zum Baudetail. Doch der Musterschüler fragt und wagt zu wenig.

Die Schweiz ist im Museumsfieber. Die Erweiterungen des Landesmuseums in Zürich, der Kunstmuseen in Basel und Chur und des Stadtmuseums in Aarau sind starke Gesten an zentraler Lage. Wie leicht liesse sich da das neue Naturmuseum in St. Gallen übersehen. Schliesslich ist es anders: ein nüchterner Neubau am Stadtrand.Lange kauerte das Naturmuseum im Untergeschoss des Kunstmuseums im Stadtpark, heute bewohnt es ein eigenes Haus. Dessen unaufgeregter Charakter ist eine Leistung, denn das Raumprogramm war komplex und die Projektgeschichte turbulent (siehe unten: ‹Umbruch im St. Galler Museumsquartier›). Zudem steht das Haus an einem ambivalenten Ort: Wohn- und Gewerbebauten, Kleingärten und eine pfeilgerade Ausfallstrasse über dem Tunnelportal der Stadtautobahn böten alle Zutaten eines vorstädtischen Unorts. Doch da stehen auch die Gewächshäuser des Botanischen Gartens, eine Schule und eine mächtige Kirche aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Damals träumte St. Gallen hier von Wachstum. Heute frohlocken Politiker: Das Naturmuseum stärkt das öffentliche Ensemble im Quartier Neudorf. Gemeinsam mit dem Botanischen Garten bildet es ein grünes Bildungszentrum im Osten der Stadt.Passgenaue Figur und schwacher EmpfangLeichthändig verteilten die Architekten Michael Meier, Marius Hug und Armon Semadeni die Baumasse auf der Parzelle. Das Museum vermittelt zum Quartiermassstab und knüpft an die innere Verwandtschaft zum Botanischen Garten an. Inspiriert von den Gewächshäusern schmiegen sich parallel zur Strasse fünf Langhäuser aus Beton mit chromstählernem Satteldach aneinander. Die beinahe punktsymmetrische Figur antwortet auf die Apsis der Kirche und schafft präzise Aussenräume. Die Anlieferung und der Aussensitzplatz des Cafés liegen im Rücken des Museums, der Behindertenparkplatz und ein befestigter Vorplatz zur Strasse hin. Eine Sitzbank, ein Büschel grüner Fahnen ...
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Das neue Naturmuseum im Osten der Stadt St. Gallen ist souverän – von der Stadtfigur bis zum Baudetail. Doch der Musterschüler fragt und wagt zu wenig.

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