Konstruktive Kulisse

Im Saal des Luzerner Theaters ist eine alte Mosterei als Haus im Haus temporär eingebaut. Ein raumfüllendes, authentisches Szenario zwischen Architektur und Schauspiel.

Fotos: Franca Pedrazzetti

Im Saal des Luzerner Theaters ist eine alte Mosterei als Haus im Haus temporär eingebaut. Ein raumfüllendes, authentisches Szenario zwischen Architektur und Schauspiel.

Im Luzern Theater riecht es nach frisch gesägtem Holz. Die Balken ragen bis wenige Zentimeter an die roten Plüschsessel heran. Eine Bühne oder einen Vorhang sucht man vergeblich. Stattdessen nimmt ein alter Holzbau einer Mosterei fast den ganzen Zuschauerraum ein. Seine Architektur ist das Bühnenbild. Mit dem Projekt ‹Das Haus› treibt das Theater den Begriff ‹Haus in Haus› auf die Spitze und zeigt: Das Thema der Wiederverwendung ist auch beim Bühnenbau angekommen. Architektur und Theater haben einander regelmässig befruchtet – über das Konzept einer simplen Drehbühne hinaus. Im Musical ‹Das Phantom der Oper› stürzt während der Vorstellung der Kronleuchter im Saal auf die Bühne und macht die Architektur zum Treiber der Handlung. Das Bündner Kulturfestival Origen stellt für seine Vorstellungen spektakuläre Bauten in die Landschaft und macht sie zu einem wichtigen Teil der Aufführung. Der Filmregisseur Werner Herzog wollte einst in Sizilien eine Oper inszenieren in einem Theater, das seit Jahren leer stand, und am Ende der Vorstellung das Haus in die Luft sprengen. So weit geht das Luzerner Theater nicht. Es verfrachtet eine alte Scheune, die einem Neubau weicht, von Dietwil im Kanton Aargau in den Zuschauerraum und lässt das Gebäude Geschichte erzählen. Das Haus verleiht den Inszenierungen Authentizität: Die Balken sind nicht bloss Kulisse, sondern 150 Jahre alt. Konstruktiv und logistisch war das ein Kraftakt, für den das Theater Kontakt mit dem Freilichtmuseum Ballenberg aufnahm. Der Zimmermann Peter Oehen und sein Team zerlegten das Haus ab April vorsichtig in seine Einzelteile und transportierten sie nach Luzern, wo die Balken wieder zusammengesteckt wurden. Weil das Haus den ganzen Theatersaal blockiert, kann dieser während der Monate vor und während der Aufführungen nicht für andere Vorstellungen genutzt werden. Der Einbau reagiert nicht ...

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