Die vier Leben eines Weinlagers

Nur differenzierte Erhaltung bedeutet wirklich nachhaltiges Bauen. Das jedoch verlangt prozessorientierte statt lineare Planung. Esch Sintzel haben es in Basel vorgemacht.

Fotos: Paola Corsini

Nur differenzierte Erhaltung bedeutet wirklich nachhaltiges Bauen. Das jedoch verlangt prozessorientierte statt lineare Planung. Esch Sintzel haben es in Basel vorgemacht.

Der Umbau galt bisher wenig, ein Notbehelf. Unser Terrain war die grüne Wiese, denn wir waren modern und begannen immer alles grundsätzlich neu. Die Tabula rasa, der blankgeputzte Tisch, war unser liebster Spielplatz. Wo schon etwas da war, rissen wir es ab und kümmerten uns nicht um seinen Wert. Wo es einen Wert gab, überliessen wir ihn dem Denkmalschutz. Das waren die glorreichen Jahre der Hochkonjunktur, in denen wir in der Schweiz mehr bauten als alle Generationen seit den Römern zuvor. Wir türmten la Suisse gonflée auf. Glaubt noch jemand, wir bauten in den nächsten 70 Jahren noch einmal so viel wie in den vergangenen 70? La Suisse doublement gonflée? ###Media_2### ###Media_3### Umbau also. Das Neue steckt im Vorhandenen. Das klingt überzeugend. Ist es auch wahr? Wer gründlich frage: «Altbau, was kannst du?», kriege eine Antwort. Saxa loquuntur – leider ist der römische Kalauer ein Selbstbetrug. Die Steine schweigen. Beharrlich. Man muss sie zum Sprechen zwingen. Nichts ist offensichtlich, nichts steckt «von Natur aus» drin, alles muss mit Mühe, Neugier und Erfindungskraft im Vorhandenen gefunden werden. Das Gebot der differenzierten Erhaltung Es geht ein Ruf durchs Schweizerland: Grau ist aller Beton und golden seine Energie. Die darf nicht länger verschwendet werden. Denn die Bauindustrie verbraucht weltweit die Hälfte der Rohstoffe, und die Schweiz produziert pro Sekunde 540 Kilogramm Bauabfall. Während Sie diesen Artikel lesen, häufen sich rund 454 Tonnen an. Wer sich den Schutthaufen vorstellt, schaudert und merkt: So kann es nicht weitergehen. Merkt, dass wir anders bauen müssen. Das beginnt mit dem Erbe, auf dem wir sitzen. ###Media_4### ###Media_5### La Suisse gonflée, das vorhandene Bauwerk Schweiz, ist kein vorläufig geordneter Bauschutt, sondern ein immenser Wert, den wir pflegen müssen. Darum beginnen wir zaghaft mit differenzierter Erhalt...

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