Bauen, forschen, erinnern
Die vierte Ausgabe des «Umsicht»-Preises lotet die Grenzen der Disziplin aus: Vom Land-Art-Projekt bis zum Forschungshaus Nest zeichnete der SIA ganzheitliche Bauwerke aus.
Zum vierten Mal seit der Lancierung vor zehn Jahren vergab der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA den «Umsicht»-Preis, der ganzheitlich gedachte Bauwerke prämiert. Die Jury vergab sechs Auszeichnungen und zwei Anerkennungen in allen Sparten und Landesteilen. Der Preis zeigt erstens: Nachhaltig baut, wer mit und nicht gegen die Landschaft plant. Die Revitalisierung des Flusses l’Aire bei Genf erhielt einen Preis für die «bemerkenswerte Synthese aus Natur und Artifiziellem», die Erneuerung des Wasserkraftwerks Hagneck bei Biel für den Dreiklang aus Technik, Architektur und Landschaft. Das Bündner Dorf Valendas baute ein altes Schulhaus zum Besucherzentrum des Naturparks Beverin um und erhielt für diesen neuen Zugang zur Landschaft einen Preis. Eine Anerkennung ging an das Land-Art-Projekt «Ricomposizioni»: Der Architekt Martino Pedrozzi schichtete im Malvagliatal im Tessin Steine von verfallenen Gebäuden auf, um an zwei verlassene Alpweiler zu erinnern.
Der Preis vermittelt zweitens: Nachhaltig baut, wer umfassend denkt. Dafür steht die Wohnsiedlung «Zwicky Süd» der Genossenschaft Kraftwerk 1, die die Jury für die Inklusion und Solidarität lobt. Den Blick fürs Ganze zeigten auch die Planer, die den Bahnhof Zürich Oerlikon aus- und umbauten – eine «herausragende Gesamtlösung», so die Jury. Nachhaltig baut drittens, wer weit voraus plant. Das Preisgericht zeichnete das Forschungsgebäude Nest der Empa aus, weil hier das Bauen von morgen 1:1 getestet werden kann. In die Zukunft weist zudem die Anerkennung, die Hansjürg Leibundgut für sein Gebäudesystem «BS2 Zeleganz» erhielt: Die Jury erkennt darin einen wertvollen Baustein zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes, über die im Mai abgestimmt wird.
