Die Rippen-Filigrandecke in der NEST-Unit Step 2.
Im Auftrag von Stahlton Bauteile AG

Mit Geometrie CO2 sparen

Eine multifunktionale Rippen-Filigrandecke hatte in der Baumuster-Centrale grossen Auftritt. Parametrischer Entwurf, Vorspannung und Recycling-Beton wirken hier zusammen fürs Klima.

40 Prozent der Masse eines Massivbaus stecken in unseren Decken. Das macht sie zum entscheidenden Bauteil bei der Suche nach klimagerechten Konstruktionen. ROK Architekten haben zusammen mit dem Ingenieurbüro WaltGalmarini und dem Elementhersteller Stahlton Bauteile AG eine Alternative zu Holz-Beton-Verbunddecken entwickelt. In der Schweizer Baumuster-Centrale stellten Samuel Suter von Stahlton Bauteile AG und Silvan Oesterle von ROK Architekten eine Rippen-Filigrandecke vor, die sie kürzlich im Innovationsgebäude NEST in der Unit Step 2 als Prototyp gebaut haben.

Silvan Oesterle von ROK Architekten und Samuel Suter von Stahlton Bauteile AG stellen die Decke der Unit Step 2 im NEST vor.

Das Fachgespräch fand am 31. Oktober 2024 in der Schweizer Baumuster-Centrale statt.

Dass sie nach ihrem Bauteiltyp «Rippen-Filigrandecke» benannt ist und keinen fancy Verkaufsnamen trägt, hat seinen Grund: «Die Form ist generisch. Das sieht bei jedem Projekt anders aus», sagt Architekt Silvan Oesterle. Und doch ist die Form entscheidend: Ein unregelmässiges Wabenmuster spannt sich über die leicht gewölbte weisse Oberfläche. Das beschert der Decke 15 % mehr Oberfläche, was zum Beispiel die Speicherfähigkeit bei der Nachtauskühlung steigert. Die unregelmässige Oberfläche verbessert ausserdem die Raumakustik, was eine weitere Erfindung jedoch noch entscheidender tut: Hinter den Löchern, die den Rand der Deckenelemente perforieren, liegen «Akustikboxen» verborgen – Hohlräume, die mit einem neu entwickelten, mineralischen und damit recyclebaren Dämmschaum gefüllt sind – guter Klang trotz harter Schale.

Ein 1:1-Muster der Rippen-Filigrandecke stand vor dem Haus an der Weberstrasse in Zürich.

Die Deckenelemente kamen vorfabriziert auf die Baustelle im NEST.

Neben der optimierten Geometrie reduzieren noch weitere Elemente die CO2-Emission: Eine Vorspannung macht die Deckenelemente noch dünner. Die 3D-gedruckten Schalungen können bis zu 40-mal genutzt werden. Gegossen wird die Rippendecke im Werk aus Recyclingbeton der Firma Zirkulit AG, dessen Zuschlagstoffe ausserdem noch CO2 speichern. Samuel Suter, Co-Geschäftsleiter von Stahlton Bauteile AG, fast die Ökobilanz des Deckenprototyps im NEST Step 2 zusammen: Beim Beton und dessen Bewehrung liege die Einsparung bei je 30% – die Spannweite sei hier mit 5 Metern eher gering –, beim Treibhausgas sogar bei 35% gegenüber einer herkömmlichen Betondecke.

Beim Bürohaus in Frick sind die Deckeneemente gross, rechtwinklig, und haben eine Unterseite aus glatt geschaltem Beton mit einem engen, messerscharfen Lochraster.

Dass das Konzept über die Versuchsphase hinaus ist, zeigen zwei weitere Projekte: ein schlankes und mehr als 7 Meter langes Vordach im Tessin sowie ein Bürohaus in Frick. Letzteres wird gerade gebaut und beweist die Aussage vom Anfang: Die Decke sieht völlig anders aus, als diejenige im NEST Step 2 – «fast normal, jedoch multifunktional», meint Samuel Suter. Neben den Akustikmodulen ist hier noch ein Heiz-Kühlsystem integriert. Die Elemente sind gross, rechtwinklig, und haben eine Unterseite aus glatt geschaltem Beton mit einem engen, messerscharfen Lochraster. Anders als beim klein bemessenen Prototyp kommen hier die Vorteile der grossen Spannweite von 10 Metern zur Geltung: Die Vorspannung macht die Rippendecke schlank und reduziert ihr Betonvolumen und damit die CO2-Menge um mehr als 50%.

Video vom Brownbag-Lunch «Multifunktionale Geometrie» in der Schweizer Baumuster-Centrale.

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