«Ganz früher Vorreiter einer nachhaltigen und energiesparenden Bauweise»: die Professorenhäuser von Georg Lasius, erbaut 1876 an der Zürcher Freiestrasse (Robert Breitinger / Baugeschichtliches Archiv)
Eine merkwürdige Geschichte spielt sich in Zürich ab: Was als Rekurs gegen ein Neubauprojekt begann, führte zur Wiederentdeckung einer bauhistorischen Kostbarkeit. Der Abriss droht trotzdem.
An der Freiestrasse 134 und 138 im Englischviertel in Zürich stehen zwei auf den ersten Blick unscheinbare, ältere Häuser. Transparente wiesen zeitweise darauf hin, dass das eine der Häuser besetzt war; später wurde ein Gebrauchsleihevertrag mit den Bewohnerinnen geschlossen. Das andere Haus wird von der Intermezzo Houses AG professionell zwischengenutzt. Dieser «state of limbo» dauert schon länger an. Die Immobilienfirma, die seit 2015 im Besitz der Liegenschaft ist, möchte die Häuser abreissen und durch einen Neubau ersetzen, bislang allerdings erfolglos. Gegen die von der Stadt erteilte Baubewilligung für einen 42 Meter langen Ersatzneubau inmitten eines historischen Quartiers aus Einzel- und Doppelhäuser legten Anwohner Rekurs ein. Sowohl das Verwaltungs- wie auch das Bundesgericht gaben ihnen recht und bestätigten die «fehlende Einordnung in das denkmalpflegerisch wertvolle Umfeld».
Die Immobilienfirma gab darauf ein neues Projekt in Auftrag: Aus dem Riegel wurden zwei grosse Quader. Wieder erteilte die Stadt die Baubewilligung, wieder beschlossen die Nachbarn, aufgrund von Einordnungsmängeln und Unvereinbarkeit mit einem zuvor ergangenen Gerichtsentscheid zu rekurrieren.
Die Häuser des Professor Lasius
Bis hierhin ist es ein Fall wie viele andere: Erhalt gegen Abriss, Anwohner gegen Immobilienentwickler. Doch dann nimmt die Geschichte eine unerwartete Wende. Wie einer der Nachbarn berichtet, stellt ihr neuer Rechtsanwalt fast standardmässig die Frage, ob die vom Abriss bedrohten Häuser nicht vielleicht schutzwürdig seien – worauf es besagtem Nachbarn «wie Schuppen von den Augen fällt». Plötzlich bemerkt er, dass das mit der Jahreszahl 1876 versehene Haus Nr. 138 mit seinen schlichten Fassaden «ganz aussergewöhnlich modern» wirkt. Er beginnt zu recherchieren und entdeckt: Der Architekt beider Häuser war niemand...
Einmaliger Bauzeuge aufgetaucht - und vom Abriss bedroht
Eine merkwürdige Geschichte spielt sich in Zürich ab: Was als Rekurs gegen ein Neubauprojekt begann, führte zur Wiederentdeckung einer bauhistorischen Kostbarkeit. Der Abriss droht trotzdem.
07.06.2025 16:04