Südfassade

Nüchtern bis ernüchternd

Das Team um Büro B Architekten gewinnt den offenen Wettbewerb für den Neubau Werkhof und Verwaltungsgebäude Forsthaus in Bern. So weit so gut, aber muss sich diese Fassade noch weiter «beruhigen»?

Das Tiefbauamt der Stadt Bern verfügt über rund 130 Werkhofarbeitsplätze, die zentral an einem Ort zusammengefasst werden können. Mit einem Neubau sollten die einzelnen Bereiche des Tiefbauamtes am Standort Forsthaus zusammengelegt werden. Zur Lösungsfindung schrieb die Stadt einen offenen zweistufigen Projektwettbewerb für Generalplanerteams aus. In der ersten, städtebaulichen Stufe sollte auch das Potenzial für die Konzentration weiterer städtischer Nutzungen auf dem Areal geprüft werden. Es habe sich dann gezeigt, dass das Areal nicht nur Platz für einen Neubau für das Tiefbauamt, sondern für ein zusätzliches Verwaltungsgebäude biete. Der Gemeinderat entschied daher, zusätzlich 370 Büroarbeitsplätze für die Zusammenführung der baubezogenen Abteilungen der Stadtverwaltung ins Raumprogramm aufzunehmen. 

Wie dem Jurybericht zu entnehmen ist, konnte das prämierte Projekt des «Teams Büro B» bereits in der ersten Stufe des Wettbewerbs durch die Zusammensetzung aus Sockelbau und Verwaltungstrakt eine klare Zuordnung der Nutzungen aufzeigen. Diese habe ermöglicht, auf die noch unklaren Prioritäten flexibel zu reagieren: Der Werkhof befindet sich nun im liegenden Sockelbau, die Bürogeschosse im darauf platzierten, schmalen stehenden Verwaltungstrakt. Dank seiner «überzeugenden stadträumlichen Setzung sowie seinem klugen strukturellen und organisatorischen Aufbau» verfüge das Siegerprojekt über sehr gute Voraussetzungen, um im Rahmen der Weiterentwicklung die hohen funktionalen, gestalterischen, ökonomischen und ökologischen Anforderungen überzeugend erfüllen zu können, schreibt die Jury. 

Kritisch hinterfragt wird indes die Fassade: der zweigeschossige Übergang vom Sockel zum stehenden Volumen vermöge nicht zu überzeugen, die vielen unterschiedlichen Elemente fügten sich nicht zu einem Ganzen. «Eine Beruhigung des Fassadenbildes ist anzustreben», mahnt deshalb die Jury, und wenn ihre Kritik auch nicht ganz falsch ist, so fürchtet man sich doch ein wenig vor den Konsequenzen: Schon jetzt wirkt der nüchterne Ausdruck des Projekts eher ernüchternd.

Neubau Werkhof und Verwaltungsgebäude Forsthaus

2-stufiger Projektwettbewerb für Generalplanerteams im offenen Verfahren für das Hochbauamt der Stadt Bern

Fachjury: Thomas Pfluger, Jacqueline Hadorn, Beat Consoni, Lorenzo Giuliani, Lars Mischkulnig, Sibylle Aubort Raderschall

– 1. Rang: Team Büro B Architekten, Bern

– 2. Rang: Team Müller & Truniger Architekten, Zürich

– 3. Rang: Team Itten+Brechbühl Architekten, Bern

– 4. Rang: Team GfA Gruppe für Architektur GmbH, Zürich

– 5. Rang: Team 3B Architekten, Bern

– 6. Rang: Team ARGE Haidacher Lensing Buresch, Graz

Ausstellung vom 09.06. bis 18.06.2016 an der Güterstrasse 8 (1.OG), Bern,  Montag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag Sonntag von 10 bis 12 Uhr.

close

Kommentare

Kommentar schreiben