Die Werkseilbahn Albigna im Bergell lockt auch Touristen an. Über die Eingangstreppe haben die Architekten einen Wellblechmantel gefaltet. Fotos: Giorgio della Marianna

Treppe zum Seil

Im Bergell ersetzen junge Architekten die Stationen der Albigna-Seilbahn von Bruno Giacometti. Alder Clavuot Nunzi gestalten aufmerksam und zurückhaltend.

Das Bauwerk als Weg, fast zweieinhalb Kilometer lang und 900 Meter hoch, von der Tal- zur Bergstation. Für den Bergsteiger beginnt die Reise in die raue Berglandschaft des Bergells in einer Spitzkehre im Talboden. Von dort aus führt die Seilbahn über eine Krete, übersteigt dann die Baumgrenze und endet im Felsenmeer. Wie ein Wellenbrecher thront da die Albigna-Staumauer, 759 Meter lang und 115 Meter hoch. Ein Monument des Energiehungers der Nachkriegszeit, als Kühlschränke und Radios in die Haushalte kamen. Damals hatte die strukturschwache Bündner Talschaft an der Grenze Italiens der Stadt Zürich den Bau der Wasserkraftwerke erlaubt, denn das brachte Arbeitsplätze und Konzessionsgeld in die Gemeindekassen. 1955 erstellte der Architekt Bruno Giacometti, Bruder des Malers und Plastikers Alberto, die Talstation der Seilbahn für den Bau und den Unterhalt der Staumauer. Er baute ein Haus mit Natursteinsockel, Putz und Veranda.Heute begegnet dem Bergsteiger ein gefaltetes Bauwerk aus Beton und Wellblech. Mit breitem Fuss steht es da, reckt das Dach bergwärts und hüllt sich in einen Metallmantel, so grau wie Albigna-Gneis. Anders als Bruno Giacometti suchten die Architekten des Neubaus einen industriellen Ausdruck und hüllten die Linien der Seilbahntechnik in ein stählernes Kleid. Das ist sinnvoll. Zwar ist der Transport von jährlich 14 000 Bergsteigern ein hübscher Nebenverdienst, doch die Stromproduktion für 70 000 Menschen ist der Daseinsgrund der Bahn. Täglich muss ein Fachmann die Staumauer inspizieren. Weil Helikopter nicht bei jedem Wetter fliegen und um den neusten Vorschriften zu genügen, entschied man sich für eine neue Seilbahn. Um Ärger mit der Denkmalpflege und dem Heimatschutz zu vermeiden, lud das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich im Sommer 2013 vier regionale Architekturbüros zum Wettbewerb. Damals war die Seilbahntechnik längst bestimmt, man suchte bl...
Treppe zum Seil

Im Bergell ersetzen junge Architekten die Stationen der Albigna-Seilbahn von Bruno Giacometti. Alder Clavuot Nunzi gestalten aufmerksam und zurückhaltend.

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