Das ‹Les Wagons› auf dem Winterthurer Lagerplatz ist einer dieser urbanen Events, nach denen sich die Städte sehnen. In bald hundertjährigen Bahnwagen kann man morgens Kaffee trinken, mittags Kleinigkeiten essen. Jeden Donnerstagabend gibt es ein saisonales Menü.Am Anfang war ein Traum: Florian Moser-Dubs, ausgebildeter Designer mit Gastro-Erfahrung, und Anja Holenstein, seine Geschäftspartnerin, fanden auf dem Lagerplatz keinen Ort für ein Bistro. Die vielen Schienen aus der Industriezeit des Areals brachten sie auf die Idee, einen Bahnwagen zu suchen. Dann ein Zufall: Nachdem der dichte Fahrplan der Sihltal–Zürich–Uetliberg–Bahn (SZU) keine Nostalgiefahrten mehr zuliess, fanden historische Wagen im Luzerner Verkehrshaus eine befristete Unterkunft. Als die Bähnler vom Traum der Winterthurer hörten, fanden sie deren Idee toll.Es folgten die Probleme: Der Gestaltungsplan verlangt freie Sicht aufs Gleisfeld. Die Wagen brauchten eine Baubewilligung. Den Banken und Versicherungen war das Risiko zu hoch. Sie lehnten die Finanzierung ab.Doch der Wille fand den Weg: 280 000 Franken trieben die Träumer selbst auf, 30 000 per Crowdfunding. Die SZU verkaufte die drei Wagen für drei Franken, schenkte die Transportkosten plus 30 000 Franken und lieh den Initianten weitere 60 000. Heute organisiert die SZU hier stolz ihre Firmenanlässe. Auch Baufirmen sind häufig zu Gast, denn das Projekt gelang dank Tauschgeschäften und Eigenleistung. Florian Moser-Dubs entwarf und baute die Bar und die Lampen und schuf ein stimmiges Ensemble.Die Geschichte ist aufschlussreich: Anfangs störrische Behörden können alte Bahnwagen als tauglichen Ersatz für die freie Sicht aufs Gleisfeld deuten und Toiletten im benachbarten Kulturkino akzeptieren. Hartnäckige Träumer können aus 400 000 Franken einen Versicherungswert von 1,5 Millionen Franken schaffen. Und Banken und Versicherungen, die für...