Für weitere Guggenheim-Museen sieht es schwarz aus: Das Projekt von Moreau Kusunoki für Helsinki. Fotos: Moreau Kusunoki

Der Helsinki-Effekt

Helsinki beerdigt die Pläne für ein Guggenheim-Museum. Der Entscheid ist ein Votum gegen den globalisierten Kunstmarkt, gegen das PPP-Modell und gegen Architektur als PR-Instrument.

1715 Projekte hatten Architekten im Wettbewerb eingereicht, nun wird nichts gebaut: Mit 53 zu 32 Stimmen schickte der Stadtrat von Helsinki gestern Nacht den 80 Millionen-Kredit für das Guggenheim-Museum bachab. Die restlichen 58 von total 138 Millionen Euro wären durch private Spenden und einen Kredit der Solomon-R.-Guggenheim-Stiftung finanziert worden. Doch die Kosten für den Steuerzahler seien zu hoch, die private Finanzierung zu niedrig und der Standort gegenüber dem Präsidentenpalast zu wertvoll für das Museum, heisst es in einer Medienmitteilung der Stadt.Mit dem Entscheid nimmt ein jahrelanger Disput um das Kunstmuseum ein jähes Ende. Bereits 2012 lehnte Helsinki einen Vorschlag der Guggenheim-Stiftung für einen 130 Millionen Euro teuren Neubau ab. Das Projekt wurde neu aufgegleist und 2015 gewann das Pariser Büro Moreau Kusunoki den offenen Wettbewerb, dessen Jurierung von 1715 Projekten in nur vier Tagen für Kopfschütteln sorgte. Lokale Künstler wehrten sich gegen das Projekt und lancierten einen Gegenwettbewerb. Und von rechts bis links gab es Opposition gegen den Plan, ein privates Museum mit öffentlichen Geldern zu ermöglichen, während die Finanzkrise das Land zum Sparen zwang. Hinzu kam die Abneigung gegen eine internationale Kunstmuseums-Kette, die manche als «McDonald’s of art» verpönten und die 18 Millionen Euro für ihren Namen verlangte. Der Entscheid von Helsinki ist ein Votum gegen einen globalisierten Kunstmarkt, der sich längst von der Realwirtschaft verabschiedet hat. Es ist ein Votum gegen das Public-Private-Partnership-Modell, bei dem oft genug der Staat bezahlt und die Privaten den Gewinn einstecken. Und es ist ein Votum gegen eine Architektur, die als PR-Instrument missbrauch wird. Die Stiftung betont, wie viele Milliarden der Bilbao-Effekt angeblich dem Baskenland gebracht hat. Doch eine Stadt ist keine Geldmaschine und ein Museum als rei...
Der Helsinki-Effekt

Helsinki beerdigt die Pläne für ein Guggenheim-Museum. Der Entscheid ist ein Votum gegen den globalisierten Kunstmarkt, gegen das PPP-Modell und gegen Architektur als PR-Instrument.

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