Die Transformation der Strassen

Zwei konträre Orte in den USA zeigen, wie das Autoland versucht, die Strassen zugunsten des Langsamverkehrs aufzuwerten und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Fotos: Joris Jehle

Zwei konträre Orte in den USA zeigen, wie das Autoland versucht, die Strassen zugunsten des Langsamverkehrs aufzuwerten und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Während inzwischen sieben Schweizer Städte Stadtklima-Initiativen angenommen haben, tut sich schon seit Längerem etwas im Autoland USA: Strassenräume werden zugunsten von Aufenthaltsraum oder Langsamverkehr umgenutzt. Parkplätze, die Restaurants als Aussenbereich zur Verfügung stehen, ganze Strassenzüge, die jeweils am Wochenende zum Flanieren und Verweilen offenstehen: Sie gehören zum neuen urbanen Bild – nicht nur in der Metropole New York, sondern auch in den Minenstädten im gebirgigen Bundesstaat Colorado, der gerne als ‹Kleine Schweiz› bezeichnet wird. Denken wir an New York, assoziieren wir die Stadt mit überfüllten Trottoirs und hupenden Autos, die Kreuzungen blockieren. Und das Bild vom Westen des Landes ist geprägt von Autobahnen, endlos gleichen Einfamilienhäusern und verlotterten Main Streets. Doch diese bekannten Vorstellungen müssen wir ergänzen: mit Tischen und Sonnenschirmen auf Parkplätzen, Bäumen und Bänken auf Trottoirs und abgesperrten Strassen, die belebt sind wie italienische Piazze. Covid hat diese räumliche Transformation zwar vorangetrieben, der Prozess reicht beiderorts aber weiter zurück – mit unterschiedlichen Wurzeln. Die Suche nach Potenzialen Es gibt ein New York vor dem ‹Commissioners’ Plan› und eins danach. Um das zukünftige Wachstum zu steuern, wurde gemäss Plan ein lineares Raster über Manhattan gelegt. Das alte Manhattan an der Südspitze besteht noch heute aus mehreren Rastern in verschiedenen Ausrichtungen, mit Plätzen und Parkanlagen. Der Plan von 1811 teilte den Rest der Insel in einfach zu verkaufende Grundstücke auf, weil die Grundstückssteuer zu den wichtigsten Einnahmequellen der Stadtverwaltung zählte. Einzelne Parks wurden zwar im Plan verzeichnet, aber später grösstenteils zur Überbauung veräussert. In der Folge gab es fünf Phasen mit je unterschiedlichen Strategien, öffentliche Räume in der b...

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