Die Bildserie «Last Days of Coal» zeigt, wie Energiebauten den Alltag prägen. Bild: Luke O'Donovan
Manchmal sieht man Gewohntes mit anderen Augen, wenn man die Perspektive wechselt. Zwei Ausstellungen in Bern zeigen einen neuen Blick auf Energiebauten und die Farbe Pink.
Beides polarisiert: das AKW am Horizont und das Rosa an der Wand, in der Klamotte, auf der Verpackung. Das Kornhausforum in Bern zeigt zwei Einzelausstellungen, die vermeintlich schwer zu vereinen sind und sich trotzdem auf interessante Weise ergänzen. Wer sie sehen will, muss schnell sein: «Beautiful Giants» läuft nur noch bis Ende Woche, «Seeing Pink» bis Anfang November.
Erstere widmet sich den Kraftwerken und den Landschaften, in denen sie so prominent stehen. Die Windkraftanlagen, die sich hoch zu den Berggipfeln recken. Die Bohrinseln, die als Relikte aus dem Meer ragen. Das Atomkraftwerk, das zur Nachbarschaft wird. Die Kuratorin Emma‑Louise Arcade hat eine beeindruckende Fotoauswahl zusammengetragen und im Stadtsaal gekonnt inszeniert. Mitgewirkt haben sechs Fotografinnen und Fotografen aus der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und den Niederlanden.
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Obwohl das Thema politisch aufgeladen und ökologisch entscheidend ist, kommt die Ausstellung ohne explizite Wertung aus. Stattdessen richtet sie den Blick in eine Landschaft, die von Menschen genutzt, gebraucht und geformt wird. Die eindrücklichen Fotografien stehen für sich selbst und lassen dem Publikum Raum, sich die Fragen, die sie aufbringen, selbst zu beantworten. Der Fotograf Michael Jaussi nimmt die Betrachtenden mit auf 1'810 Meter Höhe auf den Grossen St. Bernhard, wo im Lac des Toules 2'000 Quadratmeter Photovoltaikmodule schwimmen. Tom Hegen zeigt die von der Energiegewinnung geprägte Landschaft rund um das Cerro Prieto‑Geothermiekraftwerk in Mexiko. Faszinierend ist auch Luke O’Donovan's Serie «Last Days of Coal», die den Alltag im Schatten der dominierenden Kraftwerke zeigt. So gelingt ein anregender Bogen von alltäglichen Bezügen zu Fragen, die wir uns jetzt und in den nächsten Jahren beantworten müssen.
Die Welt durch die rosa Brille
«Seeing Pink» ist ein Langzeitprojekt ...
Kontrastreiche Doppelausstellung: Zwischen Turbinen und Pigmenten
Manchmal sieht man Gewohntes mit anderen Augen, wenn man die Perspektive wechselt. Zwei Ausstellungen in Bern zeigen einen neuen Blick auf Energiebauten und die Farbe Pink.
15.10.2025 10:15