Wieder so frisch wie am ersten Tag: Das Geschäftshaus am General-Guisan-Quai von Jacques Schader, erbaut zwischen 1969 und 1973. Fotos: Nicole Würth / Baumuster-Centrale Zürich
Im Auftrag von Aluminium-Verband Schweiz und B WB Oberflächentechnik

Aufgefrischte Aluminiumfassade

Eloxiertes Aluminium benötigt zwar viel Energie bei der Herstellung, dafür bleibt es jahrzehntelang intakt. Den Beweis liefert ein Geschäftshaus von Jacques Schader, präsentiert am Brownbag Lunch.

Am Brownbag-Lunch «Der Zeit trotzen», zu dem der Aluminium-Verband Schweiz und BWB Oberflächentechnik einlud, stand ein ikonisches Bürohaus der Nachkriegszeit im Zentrum der Aufmerksamkeit: Zwischen 1969 und 1973 von Architekt und ETH-Professor Jacques Schader als Hauptsitz für IBM Schweiz geplant und erstellt, befindet sich das Geschäftshaus am General-Guisan-Quai heute im Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von kommunaler Bedeutung. Gestalterisch prägend ist dabei vor allem die im Schutzumfang enthaltene Rasterfassade aus eloxiertem Aluminium, die einen modernen Akzent in der von historistischen Gebäuden gesäumten Zürcher Seefront setzt.

Gian Müller von Fischer Architekten erläutert die Sanierung und Instandsetzung des Geschäftshauses am General-Guisan-Quai.

Einblicke in die Eigenheiten eines Materials

Die Qualitäten eloxierten Aluminiums wurden in den einführenden Referaten von Marcel Menet, Geschäftsleiter des Aluminium-Verbandes Schweiz, und Urs Scheuber,  Geschäftsleiter von BWB Oberflächentechnik Altenrhein, hervorgehoben. Wie Marcel Menet darlegte, benötigt die Trennung von Aluminium und Sauerstoff über die Elektrolyse viel Energie. Um so wichtiger, so Menet, sei die Sensibilisierung auf die ökologische Herstellung des benötigten Stroms. Eine Tabelle zeigte eindrücklich: Arbeitet man mit Kohlestrom, besitzt 1 Kilogramm Aluminium ein CO2-Äquivalent von 20 kg. Mit CO2-freier Elektrizität, wie sie in Europa üblich ist, sinkt das CO2-Äquivalent auf 4.3 kg. Das ist bereits ein beachtlicher Faktor. Wenn Aluminium aber recycelt wird, sind die Zahlen nochmals viel tiefer: Hier zählt das CO2-Äquivalent gerade noch 0.5 kg. Erfreulich also, dass die Rezyklierungsrate im Bauwesen unterdessen 95 bis 96 Prozent betrage, sagte Menet. Allerdings sei die Nachfrage nach Aluminium so stark gestiegen, dass sie nicht mit Recylingmaterial allein abgedeckt werden könne.

Marcel Menet erklärt, wie die CO2-Emissionen von Aluminium reduziert werden können.

Ökologisch zu Buche schlägt beim Aluminium vor allem auch seine Dauerhaftigkeit. Die Lebensdauer des Materials kann mit unterschiedlichen Oberflächenbehandlungsverfahren signifikant verlängert werden. Dazu zählt insbesondere das Eloxieren, bei welchem durch ein elektrochemisches Verfahren eine widerstandsfähige und korrosionsbeständige Schutzschicht aus Aluminiumoxid erzeugt wird. Urs Scheuber erläuterte den Prozess im Detail, auch was die gestalterische Möglichkeiten der Einfärbung betrifft: Die verschiedenen Verfahren ­ermöglichen eine breite Palette von optischen Erscheinungen – vom silbergrauen Naturton über verschiedene Braun – und Bronzetöne bis hin zu spezifischen Farben nach Wunsch. Vor allem aber sei die Aluminiumfassade wetter- und lichtfest, sagte Scheuber: Wenn man sie ab und zu reinige, dann halte sie Jahrzehnte. 

Die verschiedenen Möglichkeiten der Einfärbung von eloxiertem Aluminium werden von Urs Scheuber vorgestellt.

Architekten als Bauforscher

Die Probe aufs Exempel lieferte die Sanierung des eingangs erwähnten Geschäftshaus von Jacques Schader. Gian Müller, Architekt und Mitglied Geschäftsleitung von Fischer Architekten, die das Projekt für die Gesamtsanierung ausgearbeitet haben, führte mit sichtlicher Begeisterung durch die Baugeschichte des Hauses. Die Erarbeitung des Projekts sei mit viel bauhistorischer Forschung in den Archiven einhergegangen, erzählte Müller. Die intensive Recherche macht sich auf vielen Ebenen bemerkbar: Das neu erstellte doppelgeschossige Atrium im Zentrum des Hauses beispielsweise ist eben keine Neuerfindung von Fischer Architekten, sondern die Umsetzung einer Idee, die Jacques Schader seinerzeit selbst entwickelt hatte.

Auch ein historisches Modell des ikonischen Geschäftshauses war an der gut besuchten Veranstaltung zu bestaunen.

Ein besonderes Augenmerk legte Gian Müller – dem Thema des Brownbag-Lunch gemäss – auf die Finessen der von Schader elegant entworfenen Aluminiumfassade. Der Umgang mit der Fassade sei fraglos ein anspruchsvoller Akt gewesen, sagte Müller, insbesondere wegen der bekanntermassen sparsamen Wärmedämmung der damaligen Zeit sowie einem komplexen Lüftungssystem. Dass die Aluminiumteile fast vollständig im Original erhalten geblieben waren und sich in einem guten Zustand befanden, zeigte ein Foto, das vor der Sanierung aufgenommen wurde. Gut zu Tage traten darauf allerdings auch jene Aluminiumpanele an prominenter Ecke, die infolge eines Mieter- und Schriftzugwechsels ersetzt wurden und offensichtlich in einem anderen Farbton geliefert worden waren. Abgesehen davon konnte die Aluminiumfassade im Zuge der Sanierung vollständig demontiert, gereinigt, wo nötig repariert und dann wieder eingebaut werden. Eine verbesserte Wärmedämmung wurde dank Dreifach-Isolierglas, thermisch getrennten Aluminiumprofilen und aussen liegendem Sonnenschutz erreicht. Ersetzt wurden nebst den falschfarbigen Elementen einzelne beschädigte im Erdgeschoss. Der Effekt der ist erstaunlich: Nach der Reinigung wirkt das eloxierte Aluminium – und damit der ganze Bau von Schader – so frisch wie am ersten Tag.

Video vom Brownbag-Lunch «Der Zeit trotzen» in der Schweizer Baumuster-Centrale

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