Die Provokation des
Kostengünstigen

Die Zürcher Wohn- und Gewerbesiedlung Guggach von Donet Schäfer Reimer Architekten ist suffizient und kostengünstig. Und sie spaltet die Gemüter.

Fotos: Saskja Rosset

Die Zürcher Wohn- und Gewerbesiedlung Guggach von Donet Schäfer Reimer Architekten ist suffizient und kostengünstig. Und sie spaltet die Gemüter.

Ein Artikel im ‹Tages-Anzeiger› vom November 2024 gab den Ton an: «Alles wirkt unfertig», hiess es dort über die neuen Wohnungen auf dem Zürcher Guggach-Areal, «ein bisschen wie eine Mischung aus Baracke und Ikea-Ausstellraum. Dabei sind die 111 Wohnungen für die rund 330 Mieterinnen und Mieter fertig.» Fotografien der noch unbewohnten Wohnungen lieferten der Tagi-Leserschaft reichlich Stoff für Kommentare, deren Stossrichtung man sich in etwa vorstellen kann. Kleines Beispiel: «Kein Wunder, nehmen Depressionen zu.» Unverputzte Betonwände und -decken, hölzerne Zimmertrennwände, eine einfache Küchenzeile: Hinter den beiden siebengeschossigen Wohnbauten steckt die städtische Wohnbaustiftung ‹Einfach Wohnen›, deren deklariertes Ziel die Schaffung von günstigem und ökologisch vorbildlichem Wohnraum ist. Die Provokation habe bei der Siedlung Konzept, schrieb der ‹Tages-Anzeiger› weiter und verwies auf die «mit Solarpanels übersäten» Strassenfassaden, die auch Tele-Züri einen Beitrag wert waren. «Hässlich oder schön?», lautete dort die Frage, die von den Anwohnerinnen mehrheitlich zuungunsten der neu erstellten Bauten beantwortet wurde. ###Media_2### Nun kann man es eine kulturgeschichtliche Konstante nennen, dass das Ungewohnte erst einmal als Unschönes wahrgenommen wird. Tatsächlich gehören die Häuser der Wohn- und Gewerbesiedlung Guggach zu den ersten gebauten Beispielen, bei denen konventionelle Photovoltaik-Module ein prägendes Element der Fassade bilden. Wer das Wettbewerbsgeschehen verfolgt und mit den Planungen der öffentlichen und gemeinnützigen Bauträger vertraut ist, weiss, dass in den nächsten Jahren Dutzende ähnlicher Fassaden auf der Bildfläche unserer Städte und Agglomerationen erscheinen werden. Dahinter steht eine einfache Logik: Für die verlangte fossilfreie Energieproduktion im Zeichen von Netto-Null reichen Solarpanels a...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.