Das Revival der Postmoderne

In der Architektur leben postmoderne Strategien wieder auf – als Antwort auf soziale und ökologische Fragen. Ein Treiber sind aber auch ökonomische Notwendigkeiten.

In der Architektur leben postmoderne Strategien wieder auf – als Antwort auf soziale und ökologische Fragen. Ein Treiber sind aber auch ökonomische Notwendigkeiten.

Die Postmoderne ist wieder da. Mit diesen Worten kommentierte mein Kollege Marcel Bächtiger 2017 den Wettbewerb für die Westhof-Überbauung in Dübendorf siehe Hochparterre.ch, Beitrag vom 8. Juni 2017, sowie ‹Wegweiser in der Agglomeration›, Seite 39. Sechs Jahre später ist das Gebäude fertig, und viele weitere postmodern angehauchte Wohnbauprojekte sind hinzugekommen. Wer aktuelle Juryberichte anschaut, entdeckt dort gebänderte Fassaden, 45-Grad-Winkel, mächtige Säulen, kecke Farben und Geometrien, markante Laubengänge siehe ‹Postmodern angehauchte Objekte›. Bald 50 Jahre nachdem Charles Jencks das Ende der Moderne ausgerufen hat, scheint ‹PoMo› erneut en vogue. Die Architektur habe eine Sprache, sagte Jencks. Sie bildet mit ihren Wörtern Sätze, folgt einer Syntax, besitzt eine Semantik. Dazu gehören klassische Motive und Geometrien, Zitate und Metaphern, Asymmetrien und Widersprüche, eine Vielfalt an Materialien, Formen und Farben sowie eine Prise Humor. Heute hauen die Architekten nicht postmodern auf den Putz wie damals. Sie nehmen nur leise Bezug, bedienen sich hier oder da, mischen etwas bei. Aber weshalb? Weshalb wieder? ###Media_2### ###Media_3### Brüchige Realitäten und Krisenbewusstsein Neben der formalen Lust treiben gesellschaftliche Voraussetzungen die Wiederentdeckung der postmodernen Sprache mindestens so stark an. Einerseits glauben wir heute noch viel weniger an die eine richtige Lösung, an die grosse Idee als in der Moderne: Die Realität ist brüchig, vielschichtig, ambivalent; Fake News und Deepfakes stellen auch die Frage nach der konstruktiven Wahrheit neu. Andererseits sind die Anforderungen an die Architektur – vom Klima- bis zum Lärmschutz – so vielfältig geworden, dass es schwierig ist, darauf zu reagieren mit einer Architektur aus einem Guss, die von der Struktur bis zum Türgriff einem einzigen Konzept folgt. Für beide Pr...

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