Links: Nachtigall von Jana-Sophia Rehmann, getragen von Anne-Sophie Perrin, rechts: Libelle von Jana-Sophia Rehmann, getragen von Anna Lena Lorenz. (Foto: Ella Mettler)

Textildesign für die Bühne

Textildesign-Studierende der Hochschule Luzern haben Kostüme für Maurice Ravels Oper ‹L’enfant et les sortilèges› entworfen. Drei Studentinnen geben Einblick hinter die Kulissen.

«Ich habe Lust, auf die ganze Welt wütend zu sein. Ich habe Lust, Mama nachsitzen zu lassen…», sagt das Kind in der Oper ‹L’enfant et les sortilèges›. Es will seine Hausaufgaben nicht erledigen und beginnt stattdessen, sein Zimmer zu verwüsten. Da werden die Gegenstände im Raum lebendig und holen zum Gegenschlag aus. Maurice Ravels Oper wurde im vergangenen Herbst von Gesangsstudierenden der Hochschule Luzern aufgeführt. Zwölf Textildesign-Student*innen durften die Kostüme aller Figuren gestalten und umsetzen. Stephanie Meier, Jana-Sophia Rehmann und Lioba Wachter berichten vor ihrer Arbeit.

Wie sind die Kostüme entstanden?
Stephanie Meier*: Um die Kostüme anzufertigen, arbeiteten wir mit Inkjetdruck und Stickerei. Für mein Eulen-Kostüm habe ich unzählige Federn als Ätzstickerei angefertigt. Dabei wird ein Vlies bestickt, das als Träger fungiert und danach ausgewaschen wird. Damit das Federkleid spannender wird, habe ich zwischen den Federn maschinell gestickte Eulen ins Federkleid eingenäht. Diese durfte ich gleichzeitig zeichnen und danach in der Stickerei-Firma Wamora in Appenzell Ausserrhoden sticken lassen. Dieser Besuch war für mich ein absolutes Highlight, ich bekam einen guten Einblick in die Textilbranche.
 

Links: Fledermaus von Stephanie Meier, getragen von Anna Juniki, rechts: Eule von Stephanie Meier, getragen von Linda Gisler (Foto: Stephanie Meier)

Detailansicht Federkleid (Foto: Stephanie Meier)

Wie habt ihr die Kostüme dokumentiert?
Jana-Sophia Rehmann*: Abgeschlossen wurde das Modul durch ein Fotoshooting, das wir mit der Fotografin Ella Mettler erarbeiteten. Gemeinsam entwarfen wir ein Konzept für das Shooting, das an der Musikhochschule stattfand. Bei der gesamten Planung und der Umsetzung mitzuwirken und so einen umfassenden Einblick hinter die Kulissen zu erhalten, war für mich eine spannende und wertvolle Erfahrung.
 

Nachtigall von Jana-Sophia Rehmann, getragen von Anne-Sophie Perrin, rechts: Libelle von Jana-Sophia Rehmann, getragen von Anna Lena Lorenz. (Foto: Xavier Thomi)

Libelle von Jana-Sophia Rehmann, getragen von Anna Lena Lorenz (Foto: Xavier Thomi)

Wie war die Aufführung?
Die Kostüme kamen in vier öffentlichen Aufführungen an der Hochschule Luzern zum Einsatz. Die eigene Arbeit und diejenige der Mitstudierenden am Körper und in Aktion zu sehen, war beeindruckend. Denn was zuvor an der Büste drapiert war, wirkte nun lebendig und ergab mit dem Bühnenbild und der Performance zusammen ein stimmiges Ganzes.
 

Links: Bergère-Sessel von Lioba Wachter, getragen von Samantha Herzog, rechts: Fauteuil von Caroline Gruber, getragen von Tom Muster. (Foto: Ella Mettler)

Was nehmt ihr mit vom diesem Projekt?
Lioba Wachter*: Wir haben gelernt, unsere Textildesign-Kompetenzen in Material und Farbe für die Arbeit an dreidimensionalen Kostümen einzusetzen. Spannend war der Fokus auf die Fernwirkung der Textilien. In meinem Kostüm für einen Bergère-Sessel habe ich den Stoff mit Stickereien versehen und musste überprüfen, in welcher Grösse und Farbigkeit der Effekt von weitem optimal sichtbar ist. Der Austausch mit den Sänger*innen war sehr bereichernd.
 

Film über das Kostüm-Projekt. (Film und Schnitt: Laura Gauch)


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