Ein Magazin zwischen physisch und digital.

Mit Minirock und Kletterseil durch das digitale Zürich

Clara Holmes und Sarah Iller studieren Visual Communication an der ZHdK und haben in ihrem Projekt ‹GSV› dem Phänomen ‹Gorpcore› nachgespürt. Entstanden ist ein hybrides Magazin.

Euer Projekt ‹GSV› bearbeitet das Thema ‹Gorp›. Worum geht es?
Clara: ‹Gorp› ist die Abkürzung für ‹good old raisins and peanuts›, was bei uns unter dem Begriff Studentenfutter bekannt ist. Davon abgeleitet gibt es den Begriff ‹Gorpcore›, der einen Modetrend bezeichnet: Menschen rüsten sich aus, als würden sie auf eine Expedition gehen, sind mit dieser Kleidung dann aber bloss in der Stadt unterwegs. Die Ironie dahinter haben wir in unserem Projekt zugespitzt und auf die Stadt Zürich übertragen.


Das Magazin entsteht.

Texte werden ausgedruckt, zerschnitten und neu zusammengesetzt.

Neue Kombinationen schaffen und alles überzeichnen

Was an dem Projekt ist spezifisch für Zürich?
Clara: Funktionskleidung ist oft teuer und die Leute hier haben das Geld für diese Form des ‹So-tun-als-ob›. Es geht uns aber nicht um eine Kritik an dem Trend, sondern um eine These: es gibt ein Verlangen nach Abenteuer, nach unbekannten Situationen, für die man gute Ausrüstung braucht. Zugleich ist es heute schwierig, überhaupt in eine abenteuerliche Situation zu geraten und sich beispielsweise zu verlaufen, weil es für alles digitale Unterstützung gibt. In Zürich ist es noch unwahrscheinlicher, weil die Stadt übersichtlich und gut ausgeschildert ist.
Sarah: Ausgehend von dem Auftrag, ein fotografisches Projekt zu erarbeiten, entstand die Idee, eine virtuelle Ästhetik ins Analoge zu übertragen. Wir entschieden uns für ein Editorial im Magazinformat. Die ironischen Aspekte von ‹Gorpcore› sollten dabei in allen Facetten des Magazins aufscheinen, so auch im Titel ‹GeoTechStylevision› oder eben ‹GSV›.

Wie habt ihr das Konzept umgesetzt?
Clara: Wir recherchierten erst Brands und Kollektionen und organisierten die entsprechende Kleidung. Wir versuchten, neue Kombinationen zu schaffen und alles zu überzeichnen, nach dem Motto ‹Minirock und Kletterseil›.
Sarah: Ich posierte, Clara fotografierte. Wir arbeiteten im Studio, die Hintergründe der Bilder stammen aus Google Street View – abgekürzt wiederum GSV. Gemeinsam erkundeten wir die Stadt Zürich virtuell und wählten die Ausschnitte.
Clara: Die Inszenierungen sollten weder perfekt noch falsch aussehen. Weil die ‹Street View›-Kamera auf einem Auto montiert ist, haben wir alle Fotos von oben gegen unten aufgenommen, damit die Perspektive stimmt.


Die Fotografien sind der Star, die Texte schaffen inhaltliche Bezüge.

GSV steht für ‹GeoTechStylevision› oder Google Street View.

Wie kommen die Texte mit den Fotografien zusammen?
Clara: Die Fotografien sind eindeutig ‹The-Star-of-the-Show›, während die Texte die virtuelle Ästhetik verfeinern und inhaltliche Bezüge hinzufügen.
Sarah: Das Magazin versammelt philosophische Texte über Entortung im Zeitalter der Globalisierung oder das Verhältnis von Mensch und Maschine. Gleichzeitig gibt es Beiträge aus Fashionblogs und Tweets. Wir haben die Texte ausgedruckt, zerschnitten und neu zusammengesetzt. Die daraus entstandenen Fragmente haben wir im Magazin verteilt. Sie verweisen in einer Art Hyperlink-Logik aufeinander, die neben dem linearen Lesen und Betrachten auch ein nichtlineares Erlebnis ermöglicht – ein Springen zwischen den Texten, angelehnt an die Navigation in einer virtuellen Umgebung.  
Clara: Hier kommt wieder die ironische Geste des Projekts zum Tragen: alles hängt zusammen, wenn auch oft auf widersprüchliche Weise. GSV ist ein grosses Hybrid aus physisch und digital, Outdoor und Stadt, High- und Low-Culture.


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