Eine heitere Theorie des Raums: Robert Walser im Schauspielhaus Zürich Fotos: Toni Suter / T+T Fotografie

Eine heitere Theorie des Raums

«Robert Walser – eine musiktheatralische Durchwanderung» ist zur Zeit im Zürcher Schauspielhaus zu sehen. Es zeigt eindrücklich, wie gutes Theater unsere Vorstellungen von Raum bereichern kann. Wer sich für den Raum interessiert, soll diesen Abend nicht verpassen.

Der Dichter Robert Walser marschierte 1920 drei Tage lang von seinem Wohnort Biel nach Zürich, wo ihn die hochwohllöbliche Lesegesellschaft Hottingen zu einem Leseabend eingeladen hatte. Die Lesung fiel ins Wasser, der Dichter musste im Publikum sitzen und statt ihm trug ein begabterer Redner Walsers Texte vor. Das ist der Faden, entlang dem der Theatermann und Regisseur Ruedi Häusermann «Robert Walser – seine musiktheatralische Durchwanderung» erzählt, eine Collage aus Walsers Texten – längere Passagen, einzelne Sätze – und aus eigens für den Abend komponierter Musik für ein Streichquartett. Während der Wanderung schweift der Faden aus nach Berlin, wo Walser vergeblich versuchte als Schriftsteller Fuss zu fassen und er schweift durch das ungemein vielfältige Werk aus Romanen, Briefen, kurzer Prosa, Gedichten und den Bleistiftnotizen in den «Mikrogrammen». Der Abend ist natürlich ein Segen für Leute, die Walser kennen und mögen, er ist aber auch eine Grundschule in der Theorie des Raums, die gutes Theater so wunderbar anschaulich machen kann.Da ist als erste Dimension der gebaute Raum auf der Guckkastenbühne. Bettina Meyer, die Bühnenbildnerin, zieht alle Register der Illusion vom Vorhang, über die Befestigung des Bühnenvordergrundes als Spielfeld, die Öffnung des ganzen Bühnenkastens, seiner Möblierung mit Podesten und schliesslich dem Aufbau von dreidimensionalen Bildern mit Stelen, die einmal die Dachkammer des Dichters sind, und dann zum Wald werden, durch den er wandert, während Bilder der Stationen von Wangen, Aarburg, Olten bis Zürich in der Manier der traditionellen Kulissenmaler durch die Bühne ziehen. Auch das Schattenspiel darf nicht fehlen und vielfältig wird das wichtigste Werkzeug, das den bodenständigen Raum illuminiert, herumgeschoben, an- und abgezündet: Der Scheinwerfer. Die zweite Dimension des Raumes spannen die drei Schauspieler, d...
Eine heitere Theorie des Raums

«Robert Walser – eine musiktheatralische Durchwanderung» ist zur Zeit im Zürcher Schauspielhaus zu sehen. Es zeigt eindrücklich, wie gutes Theater unsere Vorstellungen von Raum bereichern kann. Wer sich für den Raum interessiert, soll diesen Abend nicht verpassen.

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