Der Ausstellungsraum des Architekturmuseums in Basel als weisses Rauschen. Fotos: Tom Bisig

Schwarz auf Weiss

Bei einer Ausstellung übers Schreiben läuft das Schweizerische Architekturmuseum zu szenografischen Höhen auf. Der Hauptsaal legt nahe, dass bei früheren Architekturdiskursen alles besser war. Da kommen Zweifel auf.

Ein Raum wie ein Faustschlag. Wände, Decke und Boden grellweiss. Hartgezimmerte schwarze Sitzmöbel stehen zwischen Stapeln von Zeitungen. Die Schrift an der Wand ist bis zur Unleserlichkeit verschwommen. Kurz bevor der Kopfschmerz herankriecht, flüchtet sich das Auge in die Dunkelheit eines der 15 Fotos von Marcel Rickli. Ausgerechnet bei einer Ausstellung übers Schreiben läuft das Schweizerische Architekturmuseum zusammen mit Holzer Kobler zu szenografischen Höhen auf. Schon ihre radikale Antwort auf die Abwesenheit von Ausstellungsobjekten lohnt die Reise nach Basel. Da geht es um das abstrakte, geschriebene Wort. Wen interessiert das?Jeden! Anhand von 15 medialen Diskursen wirft das Kuratorenteam Evelyn Steiner und Hubertus Adam einen sehr breiten und drei Jahrzehnte tiefen Blick auf das, was Architekturkritik sein kann: Der Lokaljournalist berichtet über den Widerstand gegen das geplante AKW Kaiseraugst, die Kunsthistorikerin stampft die Siedlung Seldwyla in Grund und Boden, Tages- wie Fachpresse loben Snozzis Monte Carasso, Caminadas Vrin oder das Gelingen des KKL in Luzern. Beim Raunen über Märklis La Congiunta bleiben die Fachleute unter sich, bei Herzog & de Meurons Roche-Turm schweigen sie. Wer schreibt in der Schweizer Architektur über was und warum? Das breitet die Ausstellung schön aus.Das Reflektieren überlässt sie allerdings anderen, zum Beispiel 21 in- und ausländischen Kritikerinnen und Kritikern. Im Katalog und im hinteren Ausstellungsraum beantworten sie je drei Fragen zu Funktion, Haltung und Zukunft der Zunft. Die Schwärze des Raums entspricht dem Pessimismus vieler Statements. Im grün leuchtenden Kabinett tönt es etwas hoffnungsvoller aus den Kopfhörern: Acht schreibende und manchmal auch bauende Akteure bekommen viel Zeit, ihre persönliche Meinung zu formulieren, mal akademisch gefärbt, mal aus dem Nähkästchen plaudernd siehe Hochparter...
Schwarz auf Weiss

Bei einer Ausstellung übers Schreiben läuft das Schweizerische Architekturmuseum zu szenografischen Höhen auf. Der Hauptsaal legt nahe, dass bei früheren Architekturdiskursen alles besser war. Da kommen Zweifel auf.

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