Holz erzeugt eine wohnliche Atmosphäre. Die Leuchten tragen ihren Teil dazu bei. Fotos: Ralph Feiner
Im Auftrag der Lightguide AG

Licht aus Holz

Im Neubau für die Akutpsychiatrie der Klinik Waldhaus in Chur tragen hölzerne Leuchten zu einer wohnlichen Atmosphäre bei. Die Firma Lightguide hat sie zusammen mit dem Architekten Conradin Clavuot entwickelt.

Die Klinik Waldhaus in Chur ist ein akutpsychiatrisches Spital für die Kantone Graubünden und Glarus und für das Fürstentum Liechtenstein. Die in mehrere Baukörper aufgeteilte Klinik an der Loestrasse wurde 1892 bezogen. Nun ergänzte Architekt Conradin Clavuot das Ensemble am nördlichen Ende mit einem Neubau für die Akutpsychiatrie. Im Mai 2022 konnte das neue Haus F seinen Betrieb aufnehmen. Einer der zentralen Entwurfsgedanken war es, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Diese ist in der modernen Psychologie für die Behandlung mitentscheidend, hier umso mehr, als im Neubau Patientinnen und Patienten mit akuten psychiatrischen Beschwerden behandelt werden, die eine intensive Behandlung benötigen.

Holzleuchten unterschiedlicher Art erhellen die abwechslungsreich gestalteten Räume.

Wohnliche Atmosphäre dank Holz
Ein Mittel, um eine wohnliche Atmosphäre zu erzeugen, ist das Baumaterial Holz. Dieses setzte der Architekt beim dreigeschossigen Neubau in vielfältiger Weise ein: an Boden und Wänden, an den Türen und Fenstern und beim Mobiliar. Im Einklang mit der räumlichen Grosszügigkeit und mit den anderen Materialien entsteht so ein ruhiger, angenehmer Raumeindruck. Ein eigentlicher Blickfang in den Räumen des Neubaus sind die aus Holz gefertigten Leuchten – Holz nicht einfach als dünnes Furnier, sondern massiv. Je nach Raumsituation sind die Holzleuchten als flache Ringe direkt an die Decke montiert, oder sie hängen als hölzerne Zylinder im freien Raum und werden so zum raumgliedernden Element.

Die zylindrischen Holzleuchten sind ein besonderer Blickfang.

Einige Leuchten wurden in die Dachschräge eingepasst.

Diskrete Linienleuchen sitzen über den Türen.

Ins Auge stechen die in die Dachschräge eingepassten Leuchten, die teilweise sogar mitten in einer Kehle sitzen. Unauffällig sind die Linienleuchten über den Türen: Sie sind in einen Dreiecksquerschnitt eingebaut und scheinen mit dem Türrahmen zu verschmelzen. Die Firma Lightguide hat die Leuchten in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten entwickelt. Die Lightguide mit Sitz in Kägiswil bei Sarnen plant Lichtlösungen, entwickelt Leuchten, verkauft aber auch LED-Leuchten verschiedener Hersteller.

Querschnitt Türleuchten: Die LED-Technik ermöglicht minimale Einbautiefen.

Die Eigenheiten des Materials
«In der Ausschreibung war noch vieles offen», erzählt Michael Rohrer, Geschäftsführer und Projektleiter der Lightguide. So bestimmten Lichtplaner und Architekt gemeinsam die unterschiedlichen Leuchten, deren Durchmesser und Beschaffenheit. Eine spezielle Herausforderung war die Fertigung in Holz – was die Lightguide erstmals in diesem Ausmass realisieren durfte. Dabei war auch die Unterstützung durch einen Schreiner gefragt.

Die Entwicklung der einzelnen Leuchten erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten.

Konstruktionszeichnung einer in die Dachkehle eingepassten Leuchte.

Zu beachten waren die Materialeigenschaften, insbesondere die möglichen Verformungen bei Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen, auch wenn diese im Innenraum gering sind. Ein mehrschichtiger Aufbau der Holzteile und genügend Zeit zwischen den einzelnen Fabrikationsschritten garantieren die Formstabilität. Der Durchmesser der grössten Leuchte beträgt stolze 1,6 Meter; als Abdeckung konnte man da kein Plexiglas verwenden, sondern musste auf eine Spannfolie zurückgreifen.

Die Flexibilität des Holzes
Eine Besonderheit, die die Holzleuchten laut Michael Rohrer auszeichnet: Man ist sehr flexibel in der Formgebung. Im Gegensatz zu einer industriell hergestellten Leuchte, beispielsweise aus Metall oder Kunststoff, lässt sich die Holzleuchte ganz einfach auf die spezifischen Situationen «massschreinern». So sind im Neubau der Klinik Waldhaus auch Leuchten, die nicht hölzern aussehen, aus Holz gefertigt und weiss lackiert.

In einzelnen Räumen wurden die hölzernen Leuchten weiss gestrichen.

Und auch preislich können die Holzleuchten offenbar mithalten – dies zeige allein die Tatsache, dass die Lightguide den Zuschlag erhalten hat, meint Michael Rohrer, der vermutet, dass ein grosser Teil der Mitbewerber mit Standardleuchten mit Furnieren gearbeitet hat.

Beispiel einer flachen zylindrischen Leuchte.

Detailansicht zweier in die Dachschräge eingepassten Leuchten.

Zum Auftrag ‹Neubau Notfallstation Klinik Waldhaus› gehörte nicht nur die Gestaltung der Leuchten, sondern auch die Installation. Hier arbeitete die Lightguide mit Elektro Rhyner zusammen, denen Rohrer ein spezielles Kränzchen windet: «Angesichts der zahlreichen Schrägen und unterschiedlichen Winkel haben sie diesen Auftrag souverän erfüllt.» Was man den hölzernen Leuchten nicht ansieht: In ihnen verbirgt sich modernste Technik, was wiederum dem Zweck des Hauses dient: Die Lichtfarbe lässt sich zwischen kalt und warm beliebig verändern. So lassen sich insbesondere in den Therapieräumen unterschiedliche Lichtstimmungen erzeugen, was die Behandlung der Patienten positiv beeinflussen kann.

Holzleuchten in vielfältiger Ausführung
Ihr Knowhow in Sachen hölzerne Leuchten kann die Lightguide auch in anderen Projekten einsetzen. So entwickelte sie beispielsweise eine Leuchte aus den zurzeit bei den Architekten beliebten Lichtringen. Oft werden diese als minimalistische, einzig aus Licht bestehende Ringe eingesetzt. Es gibt jedoch Situationen, an denen eine stärkere, robustere Präsenz des Objekts im Raum wünschbar ist.

Leuchte aus hölzernen Ringen für ein spezifisches Umfeld (Rendering).

Spannt man nun den Bogen auf zwischen den Leuchten, die die Lightguide für die Notfallstation in Chur entwickelt hat, und der aus hölzernen Lichtringen bestehenden Leuchte, so zeigt sich das ganze Spannungsfeld, in dem Holz als Baumaterial für eine Leuchte infrage kommt.

Detailansicht einer Leuchte aus Holzringen.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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